Journalistentag 2007 des DJV-NRW
Der Landesverband Nordrhein-Westfalen des Deutschen Journalistenverbandes hatte zum Journalistentag 2007 in die Bochumer Jahrhunderthalle geladen und ich war auch als nicht-Journalist vor Ort.
Direkt nach der Akkreditierung, bei der man u.a. auch das abgebildete „user generated Namensschildchen“ (Zitat von Katti) erhielt, traf ich neben der gerade schon erwähnten Katti auch noch Djure und Lukas.
Danach wurde dann auch schon fast sofort der Journalistentag durch den aktuell amtierenden Landesvorsitzenden (letztes Jahr war es meines Wissens ein anderer) eröffnet, der in seiner Eröffnungsrede nicht den Konken machte und daher wohlweislich das Internet nur ganz am Rande erwähnte. Das Impulsreferat hielt Prof. Dieter Gorny, der künstlerische Direktor der Ruhr.2010 GmbH und dementsprechend war natürlich auch die Kulturhauptstadt 2010 mit Thema seines Referates.
Nach den Worten Gornys ging es zu einer mehr oder wenigen sinnigen Fragerunde und jetzt saß Gorny dann auch neben dem DJV-Landesvorsitzenden (siehe Abbildung), der mich ein wenig an Herrn Roth, den Präsidenten vom 1. FC Nürnberg erinnerte. In der Diskussion konnte sich dann auch das Podium einbringen; wenn ich vorher gewußt hätte, wie sehr man auch thematisch verfehlte (in Hinblick auf das Referat) Fragen dort stellen kann, dann hätte ich Gorny auch zum Logo“streit“ bei der Kulturhauptstadt 2010 befragen können.
Vielleicht hätte auch Bochums Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz, die nur knapp 2 Meter entfernt saß, was dazu sagen können, denn das Bochum macht jung-Logo kann man einfacher nutzen.
Interessant war übrigens wie Gorny erklärte, dass der Umzug der von ihm gegründeten Popkomm (von Köln nach Berlin) „simpel eine Erpressungssache“ war – von Musikkonzernen die die Musikmesse in der Hauptstadt sehen wollten und ansonsten mit einer Alternativveranstaltung liebäugelten.
Direkt danach ging es weiter mit dem sogenannten Forum Recherche bei dem Günter Wallraff zu Gast war. Vor dreißig Jahren machte er mit dem Buch Der Aufmacher auf die Methoden der BILD-Zeitung aufmerksam, die er aufdecken konnte, da er sich als Hans Esser in die Redaktion in Hannover einschlich. Die vom WDR stammende Moderatorin dieses Forums (wer versteht eigentlich diese merkwürdige Unterteilung beim Journalistentag wo es nicht nur Moderatoren der Podien gibt sondern auch Gastgeber?) begann mit dem Abspielen des WDR-Zeitzeichens, in dem über Wallraffs Buch „Der Aufmacher“ berichtet wurde. Der Beitrag von Markus Sambale war an sich gut, jedoch auch nicht ganz korrekt – denn am Ende wurde von den zwei Autoren des Bildblogs berichtet, wo es doch deren vier sind.
Wallraff konnte einiges interessantes berichten – nicht nur über das Thema Call Center wo er undercover unterwegs war, sondern auch über die BILD-Zeitung. Zur Frage ob er aufgrund seiner fehlenden journalistischen Distanz auch ein wenig die Glaubwürdigkeit verliert sagte er:
„Meine Bücher sind weitgehend gerichtsbeglaubigte Bücher.“
Auch wenn er die normalerweise übliche journalistische Objektivität fehlen lässt, sei er doch von Grundsätzen geprägt. So lautete seine Antwort auf die Frage nach seinen ethischen Grundsätzen wie folgt:
„Da wo die Bild-Zeitung anfängt, da hört meine Reportage auf!“
Weitere interessante Zitate von Günter Wallraff im Rahmen der Diskussion:
„Selbst der Herr Diekmann hätte noch eine Resozialisierungschance.“
(Wallraff über den BILD-Chefredakteur Kai Diekmann)
„Wenn BILD geschickt wäre, würden sie die [BILDBlog-Macher; Anm. d. Pottblogs] anstellen. Aber die sind so borniert.“
„[BILDBlog ist ein; Anm. des Pottblogs] wichtiges Forum. BILD fühlt sich dadurch sehr verunsichert. Ich warte noch auf das Buch.“
„Das finde ich beängstigend.“
(auf die Frage wie er es sieht, dass immer mehr Medien Berichte der BILD-Zeitung ungeprüft übernehmen)
Auf seiner Internet-Seite gibt es übrigens zu Wallraffs Artikel i.S. Call Center eine Übersicht über Zeitungsartikel und auch Links zur ZDF-Mediathek, so dass man dort Günter Wallraff bei Johannes B. Kerner sehen kann.
Nach dem Forum Recherche ging es mit dem Forum Freie weiter, bei dem unter dem Motto Digitale Bohéme vs. urbane Penner Holm Friebe und Mercedes Bunz (und nicht Mercedes Benz wie durch einen Sprecher angekündigt…) gemeinsam mit dem Moderator (und weniger dem Podium) diskutierten. Was vielleicht auch nicht falsch war, weil nachher dann die meiner Meinung nach merkwürdige Aussage aus dem Publikum kann, dass man als freie Mitarbeiterin oder als freier Mitarbeiter nicht von zu Hause aus z.B. an Artikeln arbeiten könne, wenn man zu Hause ein Kind habe, welches an Masern erkrankt sei. Als ich früher mal Masern hatte konnten meine Eltern weiter arbeiten – zum Teil auch von zu Hause.
Direkt danach widmete ich mich erstmal – es ist ja schon fast Tradition – einer Currywurst aus Bochum, die zwar aufgewärmt war, dennoch recht gut schmeckte – natürlich nichts gegen das Original beim Bratwursthaus…
A propos: Bei Betrachten des Currywurst-Beitrages von vor einem Jahr stelle ich gerade fest, dass es die Currywurst vor einem Jahr doch nicht in einer Porzellan-Currywurstschale gab…
Zum Abschluß schaute ich mir die sogenannte „Online-Ãœberraschung“ an, bei der es sich um die Vorstellung des Projektes „Die Zeitung auf dem Handy“ der Dortmunder Firma Materna handelte. Ãœberraschen lassen wollten sich nicht mehr viele – die Vorstellung lief quasi unter Ausschluss der Öffentlichkeit.
So ganz überzeugen konnte mich das Konzept nicht wirklich – solange Internet-Seiten standardkonform programmiert werden, braucht man so etwas nicht. Auch gibt es zur Not bei diversen Internet-Seiten (wie z.B. SPIEGEL Online oder dem Pottblog) spezielle Mobilseiten, so dass man da keine gesonderten Lösungen unbedingt benötigt. Leider konnte man mir noch nicht sagen, welche Tageszeitungen den Dienst nutzen werden und leider konnte ich meine Frage, inwiefern sich das ganze vom eingestellten WAZ Handy-Projekt unterscheidet auch gar nicht mehr stellen.
Wenn ich ein Fazit vom Journalistentag ziehen müsste, dann würde mir das schwer fallen. Es gab natürlich einige sehr interessante Podien oder Foren – so z.B. das Forum Recherche mit Günter Wallraff, aber im letzten Jahr, aber ich fand es sehr schade, dass das Thema Onlinejournalismus nicht mehr wirklich auftauchte und auch die Hochkaräter des letzten Journalistentages (Hombach, du Mont) diesmal nicht vor Ort präsent waren.
Dafür habe ich jedoch einige Bekannte (s.o.) mal wieder getroffen, jedoch andere auch verpasst.