Auf keinen Fall Ruhr Zwanzigzehn, oder: Neues vom Logostreit der Kulturhauptstadt 2010
Hier im Pottblog wurde das Thema Logo der Kulturhauptstadt 2010 mehrfach schon erwähnt. Fritz Pleitgen von der Ruhr.2010 GmbH hatte sich vor einiger Zeit öffentlich dahingehend geäußert, dass er hofft, dass viele das sogenannte „Community-Logo“, welches von der Ruhr.2010 GmbH zur Verfügung gestellt wird, nutzen, um damit für die Kulturhauptstadt 2010 zu werben.
Eine prima Sache – wenn es da nicht diverse Nachteile geben würde, die Djure von blog.50hz.de und ich stellvertretend auch für andere Blogs in einem explizit nicht offenen Brief an Fritz Pleitgen erwähnt hatten.
Offizielle Reaktion darauf: nicht vorhanden
Ãœber Umwege haben wir zwar erfahren, warum die Ruhr.2010 GmbH kein freies Logo will, die Gründe halten wir jedoch für fadenscheinig. Deswegen benutze ich auch gerne weiterhin hier im Pottblog bei Berichten zu diesem Thema das „Kein Logo einer Kulturhauptstadt“ (siehe Abbildung) von ruhrmentar.de.
Djure war jetzt auf einer Veranstaltung, wo Prof. Dr. Oliver Scheytt von der Ruhr.2010 GmbH als „Stargast“ geladen war. In seinem Blogbeitrag Es heißt “Zweitausendzehn†(und ein letztes Mail ein wenig Logodiskussion) erfährt man einige interessante Details:
Interessant an dem Abend waren wohl vor allem drei Aspekte, von denen ich hier zwei thematisieren möchte:
Abgesehen davon, dass die Macher der Ruhr.2010 GmbH nicht von der „Ruhr Zwanzigzehn“ sondern von der „Ruhr Zweitausendzehn“ sprechen zeigte sich Scheytt sehr gut informiert über die Logodiskussion informiert, denn als er zufälligerweise mit Djure direkt in ein Gespräch verwickelt war, sagte er ihm
„Ach, Sie sind einer von diesen Bloggern? […] Ich habe Ihre Briefe gelesen. Nicht jede Zeile, aber ich kenne Ihr Anliegen sehr.“
Na das freut uns aber, dass wahrscheinlich irgendjemand für Scheytt die Sachen ausgedruckt hat (da ich nicht glaube, dass er das ganze direkt im Internet gelesen hat). Was mich jedoch ärgert ist die Tatsache, dass anscheinend das Thema bei der Spitze der Ruhr.2010 GmbH bekannt ist, aber man uns keine wirklich offizielle Antwort auf unser Schreiben hat zukommen lassen. Es gab zwar Kontakte mit einer Mitarbeiterin der GmbH, aber das ganze war erst einmal mit viel Aufwand verbunden und konkrete Details oder gar eine Antwort auf unser Schreiben gab es nicht.
Wenn ich dann weiter bei Djure lesen muss, dass
„[…] dann [..] [Scheytt, Anm. d. Pottblogs] ziemlich deutlich gemacht [hat, Anm. d. Pottblogs], was er von der Sache hält. Das Logo, nicht nur das große bunte, sondern auch das Community-Logo ist für ihn eine heilige Kuh. Die absolute Hoheit über alles, was mit Logo passiert ist ihm außerordentlich wichtig. Und dafür nimmt er gerne in Kauf, dass sich das Logo ’nicht ganz so weit‘ verbreitet.
Ich habe noch einmal versucht, ihm klar zu machen, dass ’nicht ganz so weit‘ vermutlich den wesentlichen Teil der potentiellen Verbreitung im Internet ausmachen dürfte, dass er sich riesige Chancen einer echten Community verstellt, um lächerliche Risiken zu vermeiden.
Aber all das interessiert ihn nicht. Was bei ruhiger Betrachtung nicht weiter verwundert. Scheytt denkt und plant auf Papier, dieses Interdings, das sind für ihn Webseiten. Das hier draußen längst auf Augenhöhe, zweiseitig und vernetzt kommuniziert wird, davon weiß er vermutlich nichts.“
– dann kann ich absolut verstehen, dass Djure das Thema zu den Akten legen will und es bei ihm – trotz aller vorhandenen Sympathien für die Kulturhauptstadt 2010 an sich – dieses Community-Logo nicht geben wird. Es mag ja wirklich so sein, dass die Anwälte und Experten mit denen Scheytt darüber gesprochen hat zu dieser restriktiven Haltung in Sachen Community-Logo geraten haben – wobei man sich dann fragen muss, ob die überhaupt wissen was eine Community ist, wie man gerade auch im Internet Leute für sich begeistern kann und ob es nicht vielleicht die falschen Experten waren, denn es gibt ja genügend andere Beispiele, wo Organisationen mit einigermaßen großem Erfolg ihr normales Logo zur speziellen Verwendung freigegeben haben, ohne das ganze mit einem mehrseitigen Vertrag und vierstelligen Vertragsstrafen bei bekanntermaßen unklaren Rechtsverhältnissen i.S. Ruhr.2010 zu verbinden.
Aber vom gestalterischen Aspekt bin ich auch eigentlich fast froh darüber – ich zitiere mich mal selbst:
„Ich befürchte fast den Tag, wenn das Gemeinschaftslogo doch noch freigegeben wird. Dann bin ich ja in der Pflicht und muss das Logo hier einbauen. Dabei finde ich nicht nur die rechtlichen Umstände des Logos merkwürdig sondern auch die Gestaltung des Logos eher suboptimal… ;)“
Das offizielle Community-Logo macht nämlich meiner Meinung nach absolut nichts her und sieht so aus, als ob da jemand gerade seinen PC ausgepackt hat und mit Windows Paint mal ein Logo entwerfen sollte…
PS: Für die, die diesen Beitrag wohl nur in gedruckter Form lesen: Die unterstrichenen Worte sind Links, da kann man, wenn man den Beitrag direkt im Internet aufruft, drauf klicken und kommt dann zu weiterführenden Seiten.
Danke für die Würdigung.
Interessant war der Abend übrigens nicht in erster Linie wegen der Logodiskussion. Es gabe durchaus Spannenderes. Und zudem auch Schöneres. Nämlich die Aufführung zweier Schülerinnen (8 und 9 Jahre alt) der S-Klasse der Folkwang-Musikschule: http://www.fms.essen.de/3sklasse.htm
Naja, mit einer freien Verwendung des Logos könnte man sich die große Wirkung des „viralen Marketings“ zu Nutze machen, aber wer das nicht will der wird auch nicht erwähnt.
Mein Fazit: Ich werde dieses Sache mit keinem Wort erwähnen. Für solche engstirnigen Geschäftemacher werde ich keine Google-Platzieruzng meines Weblogs hergeben.
@50hz:
Aufgrund der „Vorgeschichte“ ist natürlich der Logostreit für mich am interessantesten.
@Volker:
Hehe. Ich schon. Aber mit solchen Berichten.