DerWesten und die 300,- Euro-Blogger-Frage
Als vor über einem Jahr bekannt wurde, dass Katharina Borchert die Onlinepläne der WAZ-Mediengruppe verwirklichen soll gab es auch eine sogenannte strategische Diskussion zwischen der WAZ-Geschäftsführung und einigen Bloggern.
In dieser Runde wurde darüber diskutiert, wie man in Zukunft auch Blogger für ihre Leistungen gerecht entlohnen kann, da die WAZ-Mediengruppe für ihr Portal DerWesten.de auch Blogger gesucht hat.
Gerechte Bezahlung ist natürlich eine sehr subjektive Einstellung:
Vorweg noch ein Verweis auf einen Beitrag der Thüringer Blogzentrale. Dort erklärte Katharina Borchert vor einiger Zeit, dass es keine Dumpingentlohnung geben wird. Hier direkt ein Auszug aus der Diskussion:
Link: sevenload.com
In den letzten Tagen kam es, nachdem inzwischen DerWesten.de gestartet wurde, zu einigen Diskussionen über die gerechte Bezahlung:
In diversen Blogs wurde das ganze thematisiert, angefangen von der Blogbar mit dem Beitrag Die Hungerlöhne des Web 2.0 und ihre Profiteure über die Blogbeiträge Der Westen und die Hobby-Chirurgen (blog-cj.de) bis zu Der Westen sucht Blogger! Für 300€ im Monat (blogschrott.net).
Auch im Pottblog-Beitrag Schweigen im/zum Westen wurde das ganze am Rande thematisiert.
Meiner Meinung nach sind die in die Runde geworfenen 300,- Euro pro Monat (die noch deutlich unter der Grenze für geringfügige Beschäftigungsverhältnisse liegen – mist, manchmal meldet sich mein Berufswissen auch in Blogbeiträgen) allein betrachtet kaum zu beurteilen. Es kommt ja darauf an, was man für diese 300,- Euro im Monat verlangt.
Es ist schließlich ein Unterschied, ob man täglich einen Beitrag schreibt oder nur alle paar Tage oder gar Wochen. Doch nicht nur auf die Quanität kommt es an, sondern auch natürlich auf die Qualität. Täglich einen oder mehr „via-Beiträge“ mit YouTube-Links zu witzigen Videos sind vielleicht nicht so wertvoll, wie jede Woche einen länger ausgearbeiteten und komplexen Beitrag über ein bestimmtes Fachthema.
Meine im „Schweigen“-Beitrag geäußerte Hoffnung, dass sich das ganze widerlegen lässt hat sich ein wenig bestätigt, denn inzwischen hat sich dort in den Kommentaren eine Diskussion zwischen Katharina Borchert (DerWesten) und Don Alphonso (Blogbar) entwickelt, aus der hervorgeht, dass die kolportierten 300,- Euro anscheinend eher die Ausnahme nach unten sind.
Die Ausnahme nach unten?
Für was? Für ein blog mit Witzigem aus den Weiten des Internets? Oder für ein blog zu einer fachliche nicht einfachen Thematik?
Naja, 300 Euro ist nicht viel – für fachlich qualifizierte Beiträge bei denen auch der sprachliche Teil ein gewisses Niveau aufweist. Für 300 Euro kaufe ich zum Beispiel ungefähr 60-70 Beiträge a 300-400 Worten zu „normalen“ Themen, die auch eine gewisse Qualität aufweisen. Für aufwändigere Themen kommt noch mal eine Recherchepauschale von 50E dazu…
Aber egal, wie bereits gesagt : es kommt nicht auf die Entlohnung an sondern auf den Gegenwert. Die 30 Euro können auch durchaus zu viel sein für 4 kleine Beiträge im Monat…..
Wenn man eine Stunde pro Beitrag brauch und jeden Tag einen schreiben sollte sind das immerhin zehn Euro pro Stunde. Wenn der blog aber gut läuft und man Kommentare überprüfen und ggf. freischalten muss, kann sich das schon mehr Zeit in Anspruch nehmen. Aber so schlecht finde ich das ganze nicht wirklich.
Mir liegt hier die Mail vor, in der besagt wird, dass die WAZ ALLEN Bloggern zu Beginn 300 Euro geben will. Dabei ist von 20 Bloggern die Rede, die das bekommen sollen. Auf die Nachfrage, ob das nicht wenig ist, kommt von der WAZ, dass sich ein Regionalportal wie derWesten nicht mehr leisten kann und sonst keiner so viel ausgibt.
Sorry, ich wollte das Thema nicht so auswalzen, die WAZ ist ja nur eine Peinlichkeit unter vielen. Aber die Leute bei derWesten sollten sich mal überlegen, was sie behaupten wollen und was ganz klar im Gegensatz zu dem steht, was sie gegenüber den Bloggern kommuniziert haben. Freier Markt hin oder her: Wer die Blogger sein sollen, die weitaus mehr erhalten, würde mich bei derWesten auch mal interessieren, es sind fast alles normale Angestellte der WAZ, die dort teils unter Pseudonym schreiben.
Was die 300 Euro anbelangt und das dies nicht so schlecht sei. Da will Vater Staat ja auch seinen Anteil haben. Das mag Blogger, die am steuerlichen Existenzminimum entlang schlitternm, nicht zu interesseren. Es soll aber auch Leute geben, gerade wenn es um Fachthemen geht, denen nach Steuern am Ende von den 300 Euro nur noch ein McD-Aushilfsjob-Lohn bleibt.
Es wird immer nur von „Artikel schreiben“ und „Artikelpreise“ gesprochen. Zum Bloggen gehört auch die Interaktion mit den Lesern. Das macht blogs ja interessant und erfolgreich.
Selbst wenn man Zugeständnisse macht, hat das mit einer fairen Bezahlung nichts mehr zu tun. Ausser es wird stillschweigend davon ausgegangen, dass der Fachblogger, wie bei Fachjournalisten nicht unüblich, sich das karge Honorar mit versteckter PR von Unternehmen aufbessert.
@strappato: und wenn die leute dann noch mehr bekommen, müssen sie noch mehr steuern bezahlen. also mit der argumentation kann ich auch begründen, warum die leute eigentlich weniger bekommen sollten. ;o)
der einwand von sven ist der kernpunkt. hier werden 300 euro in die welt geworfen und jeder findet das erstmal mies. das thema qualität und häufigkeit der beiträge wird bestenfalls unterschwellig in nem nebensatz suggeriert ohne wirkliche fakten zu liefern. die frage nach der „zahlungsentwicklung“, nachdem das projekt derwesten angelaufen ist, habe ich auch noch nirgens gesehen.
es wäre mE ein fairer deal, wenn die leute mit 300 euro anfangen und dann mit steigenden clickraten auch höher entlohnt werden. so hat jeder die chance auf einer einnahmenbasis etwas auszubauen und der leser entscheidet ob es erfolg bringt.
auf der anderen seite brauchen wir uns aber auch nicht der illusion hingeben, dass der westen bestrebt ist soviel geld wie möglich für die blogbeiträge auszugeben.
was mich an diskussion dann teilweise doch wundert, sind die meinungen die von hungerlöhnen sprechen. das wäre es doch nur, wenn der westen hier vollzeitstellen für 300 euro im monat vergeben würde… diesen anspruch habe ich allerdings nirgens vernommen.
anstelle vom westen, würd ich halt einfach mal das konzept veröffentlichen… wie man es sich auch in zukunft vorstellt, dann kann auch anständig drüber diskutiert werden.
btw: schlechte angebote kann man auch ablehnen.
300…
Im Grunde ist mir die Diskussion um die angemessene Bezahlung von Bloggern, die sich bei Regionalzeitungsportalen wie dem neuen Interdings der WAZ Mediengruppe verdingen, schnurzpiepegal.
Ich bin einfach zu sehr von meiner volkswirtschaftlichen Ausbild…
@strappato (1):
Das weiß ich nicht, das kann Dir wohl nur jemand von DerWesten beantworten.
@Mat:
Gibt es dafür eine Börse?
@Sven:
Also über den Mindestlohn. ;)
@Don Alphonso:
Das widerspricht dann den Aussagen, wonach die 300,- Euro nur eine Ausnahme nach unten wären. Kann es sein, dass das in der Mail vielleicht falsch beschrieben wurde?
@strappato (2):
Mehr als rund 50 % kann doch eigentlich nicht wegfallen, oder?
@Briefeschreiber:
Ja, die 300 Euro alleine als in den Raum geworfene Summe bringen nicht viel. Da muß man noch die weiteren Begleitumstände kennen.
Was kann man an der Aussage „wir bieten allen Bloggern 300€/Monat an“, mit dem Angebot, in drei Monaten nochmal über eine eventuelle Erhöhung zu sprechen, falsch verstehen?
@Don Alphonso:
Ich versuche hier nur gerade den Widerspruch zwischen Deiner Aussage (und ich glaube Dir!) und der von Katharina (der ich auch glaube!) aufzudecken.
Wenn das ganze also in der Mail nicht mißverständlich geäußert wurde, würde ich vermuten, dass der Inhalt der Mail schlichtweg falsch ist. Was zwar auch nicht toll wäre, aber diesen Widerspruch erklären würde.
Ich glaube ja gern, dass Frau Buschheuer und andere D-Promis mehr bekommen. Und ansonsten ist es doch auch klar: Es gibt eben einen Haufen Leute, die die WAZ will, aber eben nur für 300, deshalb wurden sie angeschrieben. Ich sehe da keinen Widerspruch, ausser dem vielleicht, dass unklar isat, wie die Verteilungspyramide aussieht. Die jetzt bei der WAZ aktiven Blogger sind ja nicht sooo viele, die standen meist ohnehin auf der WAZ-Payroll. Und dass die Leute, denen man die 300 geboten hat, jetzt nicht unbedingt darauf brennen, sofort bei der WAZ anzufangen, ist auch keine Überraschung. Da hat man mutmasslich schon Absagen einkalkuliert und dann nochmal andere Blogger angesprochen, mich etwa. Lyssa sagt es doch selbst: Wenn sie 300 bieten, ist es ihnen nicht mehr wert.
@jens
Naja, was heisst Börse….
Es gibt Dienste wie textbroker, wo allerdings der Content im Vergleich zur Qualität in der Regel zu teuer ist. Mit ein bisschen Suchen und Ausprobieren findet man recht gute Textlieferanten zu günstigen Preisen.
Ich denke, DerWesten verfolgt mit den monatlichen Pauschalen kein attraktives Konzept – dass es auch anders, besser geht, zeigt Glam – mehr hier: http://blog.kooptech.de/index.php?/archives/146-Wie-koennen-Verlage-Blogger-angemessen-bezahlen.html
@Don:
Ja, die „Verteilungspyramide“ ist unklar und ich denke man wird öffentlich da keine genaueren Details zu erhalten. Ein paar Betriebsgeheimnisse will wohl auch die WAZ behalten.
@Mat:
Was es nicht alles gibt.
@Christiane:
Aber ob man sowas auf Deutschland übertragen kann? Wäre natürlich interessant wenn das klappen würde.
[…] blogge ich schon verschiedentlich gegen bare Münze. Nun kam es mir jüngst zu Ohren, dass auch das tolle neue Medienvorzeigeprojekt DerWesten.de Blogger suchen würde. Da ich im Sendegebiet […]
Neues Genöle in Sachen DerWesten…
Nachdem mir ja vor einiger Zeit vorgehalten wurde, ich würde über DerWesten.de, das Internet-Portal der WAZ-Mediengruppe nur nölen, will ich diesem falschen Ruf auch gerne weiter entsprechen!
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Aktuelle DerWesten.de-Blogschau:
Abgesehe…
[…] kleine Empörungswelle durch die Blogosphäre. Die Chefredakteurin und ehemalige Bloggerin Katharina Borchert verteidigt dies mit den üblichen Zeilenhonoraren im Lokalbereich – höhere Entgelte würden das […]
lol da lese ich den artikel ganz interessiert und gespannt und finde dann heraus das er schon 5 jahre alt ist … <.< toll :D