Merkwürdige Auswahl von Topblogs bei der Süddeutschen Zeitung (SZ) – oder: Wie das Pottblog zum Verliererblog wird
Faszinierend was man alles so im Netz entdeckt:
So veranstaltet jetzt.de, eine Tochter der Süddeutschen Zeitung (SZ) eine Abstimmung über Deutschlands bestes Blog (siehe auch hier).
Das Pottblog macht da auch mit – wobei ich im Gegensatz zum Blogstipendium (von jetzt.de) leider nicht vorab drüber informiert wurde. In dem Fall der vorherigen Information hätte ich nämlich sicherlich gegen diesen „typischen Beitrag“ bei der Vorstellung des Pottblogs argumentiert. Der typische Beitrag lautet nämlich angeblich so:
„Am vergangenen Freitag war ich kurz im Bermudadreieck in Bochum, sah dort viele Fans des HSV und informierte mich über die Preise für Original-iPod-Ohrhörer.“
Ah ja… abgesehen davon, dass es in dem eigentlichen Beitrag Das WAZ-Baguette für 2,90 Euro im Bermudadreieck der mit dem oben zitierten Satz beginnt eher um etwas ganz anderes als iPod-Ohrhörer respektive die Fans des HSV ging, finde ich diesen Wettbewerb aufgrund der Auswahl der Blogs etwas merkwürdig:
Um mal im Fußballjargon zu argumentieren:
Da werden Champions League-Teilnehmer gegen Verbandsligisten aufgestellt. Ich glaube kaum, dass das Pottblog in eine Riege wie das BILDBlog, Basic Thinking, das lawblog oder Spreeblick gehören – um nur mal die wohl bekanntesten und wohl auch besucherstärksten Blogs mal anzusprechen, die ich zwar allesamt auch selber lese und deren Macher ich auch inzwischen das eine oder andere Mal getroffen habe (bei einem der genannten Blogs habe ich mich sogar (anfangs unbekannterweise) mit einem der Autoren öfters schon mal in einem Café getroffen), die jedoch meiner Meinung nach in einer ganz anderen Liga spielen.
Eigentlich müßte ich mich ja geehrt fühlen, wenn ich mit dem Pottblog quasi in einem Atemzug mit dem Anke Gröner, der Blogbar, dem Hauptdorfstadtblog usw. genannt werde, aber irgendwie passt das einfach nicht, abgesehen davon, dass es sich insgesamt gesehen zum größten Teil vor allem um die Blogs handelt, die eh schon fast jeder kennt. Oder um mal den Revierflaneur zu zitieren, der bei Westropolis das ganze gewohnt pointiert aufgegriffen hat:
„[…] Die Auswahl hat jetzt-Redakteur Dirk von Gehlen getroffen – und sich dabei hauptsächlich auf die Top-100 der Deutschen Blogcharts verlassen, denn zwei Drittel seiner Empfehlungen sind dort vertreten, allein neun unter den „Top-Twenty“.
Erfolg reproduziert Erfolg. Oder, weniger vornehm ausgedrückt: Der Teufel scheißt immer auf den dicksten Haufen! Durch solche Votings und Rankings werden lediglich die ohnehin schon als „massenkompatibel“ ausgewiesenen Trends weiter verstärkt.
[…]
Die Süddeutsche Zeitung will mit ihrem Voting „das interessanteste deutsche Weblog“ ermitteln. Herauskommen wird dabei, dafür verwette ich meinen letzten Hosenknopf, wie üblich einer der „typischen Verdächtigen“ – Spreeblick, BILDblog oder Basic Thinking. Und das wäre dann so ziemlich das uninteressanteste Ergebnis, das man sich denken kann. Aber warten wir’s ab.“
Die Wette nehme ich nicht an – da ich auch einen Hemdknopf (passt besser, gestern ist einer abgefallen) darauf wette, dass eines der o.g. Blogs gewinnen wird und das Pottblog alleine aufgrund der Unbekanntheit gegenüber den anderen Blogs deutlich verlieren wird. Ich hoffe einfach mal auf einen guten 23. Platz – schließlich mag ich die Zahl 23, was aber nichts mit irgendwelchen Verschwörungen (und/oder Filmen) zu tun hat, sondern ein Teil meines Geburtsdatums ist.
Lieber Jens, so daneben ein solches Voting-Spektakel einer „großen überregionalen Tageszeitung“ auch immer sein mag: Ich wünsche Dir von Herzen mindestens Platz 15 in diesem Ranking! Das war nämlich heute meine Spam-Schutz-Summe bei Dir. Wenn das kein Glück bringt :-)
[…] ich weiß, völlig egal. Wer mehr wissen will, siehe Pottblog oder Coffee and TV. Wählt am besten, wenn schon, ein Euch unbekanntes Blog. […]
@Revierflaneur:
Danke! Und gut, dass ich den Spamschutz doch nicht auf dreistellig umgestellt hätte. Wobei das natürlich auch eine Schlagzeile wert gewesen wären („Pottblog auf Platz 167 der 25 besten Blogs Deutschlands!“). ;)
‚typischer Beitrag‘ in jetzt.de-Sprech: das was auf der Startseite dort war als ich über die Internettagebücher schreiben musste.
SZ/jetzt.de und Blogs- eine unendliche Geschichte.
Wann immer irgendein Print-Medium über Blogs berichten muss, finden sich die üblichen in meinen Augen langweiligen Blogs, die aber angesagt sein sollen, da sie jeder liest und offensichtlich jeder lesen sollte. Wenigstens ist dein Blog dabei, wäre das nicht gewesen, hätte ich bestimmt nicht abgestimmt.
Grundsätzlich disqualifiziert sich jetzt.de-Redaktionsleiter Dirk von Gehlen auch, indem er meines Erachtens nie außerhalb seiner eigenen Plattform auf Kritik eingeht und Web 2.0-mäßig reagiert, sondern sich als typischer Old-Media-Schnösel immer nur in seinem Elfenbeinturm äußert.
[…] Basicthinking und Pottblog sehen es […]
Alle meckern, aber keiner zieht seine Beteiligung zurück., menno. Na egal, na, ist vielleicht zu unwichtig.
[…] Hmmmm… […]
Einerseits finde ich nichts Schlimmes daran, daß jetzt.de bzw. Dirk von Gehlen diese Wahl initiiert. Und klar ist auch, daß die Auswahl subjektiv und selektiv ist. Allerdings wundere ich mich bei einigen Bligs durchaus, wie sie als „besonders wichtig“ oder „wertvoll“ eingestuft werden können.
Die Tatsache, daß der Pottblog mit dabei ist, sehe ich allerdings positiv. Es müßen ja nicht immer nur die Bigplayer dabei sein. Total unverständlich finde ich den „Isarstadt“-Blog. Dabei handelt es sich um ein im Januar 2007 (!) gestartetes Gemeinschaftsblog, das ansprechend gestaltet ist, aber der letzte Beitrag datiert vom 1. August 2007. Hallo? Wie kann das in eine Reihe etablierter und engagierter Blogs passen??? Ich hoffe doch sehr, daß der Pottblog die Münchner (ich komme selbst aus München, aber hier siegt die Objektivität vor dem Lokalpatriotismus) weit hinter sich lässt! Ich drück die Daumen!
@marcel weiß:
Da gab es ja auch vor kurzem einen interessanten jetzt.de-Text über Blogs. Meines Wissens wurde da auch ein Kandidatenblog etwas härter „angegriffen“…
@Al Gore:
Wahrscheinlich müssen die „üblichen Verdächtigen“ immer dabei sein, nach dem Motto „Sonst weiß ja keiner worum es geht“.
@Dorin Popa:
Hat er sich denn schon dazu bei jetzt.de geäußert?
@ach:
Ich wüßte z.B. gar nicht wie. Und außerdem wäre das jetzt unpraktisch, wo ich eine Wette am Laufen habe.
@Marc:
Mir geht es bei meiner Kritik auch eher um die merkwürdige Zusammenstellung.
Erstmal ganz neidfrei meinen Glückwunsch zur Erwähnung. Ãœber die Auswahlliste ließe sich sicher streiten – aber wozu? Freuen wir uns doh einfach wieder, dass das Thema Blogs erwähnt wurden.
Vor allem sollten wir uns angesichts solch eines „Wettbewerbes“ nicht auseinanderdividieren lassen – denn das wäe genau das, was Leute wie Dirk von Gehlen freuen könnte.
@tboley:
Ach, auseinanderdividieren lasse ich mich dabei nicht. Die Befürchtung brauchst Du hier nicht haben.
von den da gelisteten les ich nur noch pottblog.
der rest hat irgendwie keinen… mehrwert, zumindest für mich. das is wie bunte lesen und sich nach dem inhalt fragen. ;P
oh jetzt muss ich gleich nochwas hinterher schieben…
ich wollte soeben auch gleich abstimmen (natürlich geheim :P) und so meiner meinung kundtun.
werd ich aber nicht, denn dafür müsste ich mich dort ja anmelden. und in diesem sinne darf man das voting wohl auch sehen.
So eine Zwangsanmeldung hat Vorteile (Doppel-Abstimmungen werden etwas verhindert) aber auch Nachteile…
da fans ja generell zur doppelabstimmung neigen und das großteils über ip-filter aufgefangen werden könnte, sprich nur die hardcores sowas machen… hat das im gesamten dann so nen selbstregulierenden effekt.
zugegeben, auch erst ab ner bestimmten abstimmungsmasse von sicher nicht unter 200 teilnehmern. ^^