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Jens Matheuszik — 4. Juli 2007, 23:28 Uhr

taz-Vorstand bezieht Stellung zur Einstellung der taz nrw


die tageszeitungNicht nur ich (siehe hier) sondern auch viele Kommentarschreiber im inzwischen rege besuchten taz nrw-Blog haben die Einstellung der taz nrw stark kritisiert.

Vor allem wurde die Tatsache kritisiert, dass 1000 neue Abonnements gefordert wurden, über 800 abgeschlossen wurden und von den Entscheidungsträgern aber nur rund 400 Abonnements angerechnet wurden.

Im gerade schon erwähnten taz nrw-Blog bezieht Bernd Pickert, Auslandsredakteur und Mitglied im taz-Vorstand zur Schließung der taz nrw Stellung (die Hervorhebungen stammen von mir):

„[…] Den Sprung aber, den Vorstand und Aufsichtsrat als notwendig erachtet und seit Januar auch mit den KollegInnen in NRW als Zielvorgabe besprochen haben, 1.000 zusätzliche Abos zu gewinnen, hat die Kampagne nicht gebracht. Das Ziel wurde leider wesentlich deutlicher verfehlt, als es die von den NRW-Kollegen ins Spiel gebrachte Zahl von 817 Neuabos suggeriert.

Zur – laut NRW-Redaktion intransparenten, ihnen allerdings wohlbekannten – Berechnungsgrundlage: Wir rechnen mit so genannten “Abos über Trend”, das heißt: Wir gucken uns die überregionale Abo-Entwicklung generell an, vergleichen sie mit der in NRW und schreiben alle Abos, die dort mehr gebucht werden als der bundesweite Trend vermuten lassen würde, der Existenz eines attraktiven Regionalteils zu.

Da die Aboentwicklung der taz insgesamt leider seit geraumer Zeit stagniert, sind die Ãœber-Trend-Zahlen in NRW sogar besser als die absoluten Zahlen zusätzlich gewonnener Abos (aber eben nicht identisch mit Neuabos, weil dann auslaufende Abos und Kündiger nicht mitberücksichtigt sind). Ein Stagnieren in NRW bei gleichzeitigem Rücklauf der gesamten taz-Abonnementauflage kann also zu einer rechnerischen Steigerung der NRW-Abos über Trend führen – und das hat ja auch Sinn, wenn man wissen will, ob ein NRW-Teil von den LeserInnen goutiert wird oder nicht. Kurz: Die “intransparente” Ãœber-Trend-Berechnung war die einzige, die überhaupt einen wirtschaftlichen Erfolg der NRW-Ausgabe messbar machte.

[…]

Unser Ziel war es, im Jahresdurchschnitt 2007 schon einmal auf durchschnittlich 1.500 Abos über Trend zu kommen, also 500 mehr als jene rund 1.000, die es 2006 waren. Um das zu erreichen, mussten bis Jahresmitte 1.000 zusätzliche über Trend gewonnen werden – daher die Zielvorgabe. Wenn wir das Ziel erreicht hätten, wäre trotzdem auch im kommenden Jahr noch einmal die gleiche Steigerung um weitere 1.000 Abos über Trend notwendig gewesen.

Tatsächlich haben wir drei Jahre nach Einführung des täglichen Regionalteils, in absoluten Zahlen gerade einmal rund 150 Abos zusätzlich in NRW verkauft (45. Kalenderwoche 2006: 9.616 Abos). Das entsprach aufgrund der nationalen Aboentwicklung trotzdem rund 1.000 Abos über Trend. Zum Ende der Rettungskampagne vor Beginn der Sommerferien waren wir bei einem Höchststand von 9.854 Abos, zuzüglich rund 900 neu gewonnener 5-Wochen-Probeabos, bei denen wir hoffen durften, dass ein Teil zu Vollabos umgewandelt werden würde.
[…]
Wir mussten ja auch daran denken, wie es weitergeht: Eine weitere NRW-Rettungskampagne im nächsten Jahr wäre niemandem mehr zu vermitteln gewesen – und wir hätten auch die gar nicht mehr finanzieren können. […]“

Das ganze klingt jetzt doch ein wenig verständlicher – wobei ich immer noch nicht nachvollziehen kann, warum das mit diesen „Trendzahlen“ nicht auch deutlicher im Vorfeld kommuniziert wurde.

Es wurde im Vorfeld geschrieben: 1000 Abonnements werden benötigt. Zwischendurch gab es Wasserstände in dreistelliger Höhe. Das man da noch die polnische Kartoffelquadratwurzel die Trendformel darauf anwenden muss, das wurde nie mitgeteilt. Der taz-Geschäftsführung, die ja sicherlich den Erfolg der taz nrw-Kampagne verfolgt hat, hätte doch mitbekommen müssen, dass auch bei der Leserschaft angesichts der Wasserstandsmeldungen Erwartungen geweckt wurden, die sich nicht erfüllen konnten.

Das kreide ich der taz-Geschäftsführung, dem Vorstand und dem Aufsichtsrat an.

Ich drücke der taz weiterhin die Daumen – ich könnte mir aber vorstellen, dass die Einstellung der taz nrw nicht nur die Kosten spart, von denen der taz-Vorstand berichtet, sondern durch Kündigungen von taz-Abonnenten in Nordrhein-Westfalen insgesamt gesehen zu einem höheren Minus führt.


6 Kommentare »

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  1. (1) Kommentar von Christoph @ 5. Juli 2007, 00:22 Uhr

    Ich bleibe dabei: Mit solchen Nummern tut sich die taz keinen Gefallen! Erstens: Damit verliert sie definitv Abos in NRW. Zweitens: Das Image ist angekrazt durch das momentane Vorgehen. Drittens: Die taz tut sich journalistisch keinen Gefallen, denn in Deutschlands bevölkerungsreichsten Gegend keine Zeitung mit regionalem Bezug zu verbreiten beschneidet den journalistischen Blickwinkel einer überregionalen Zeitung mit dem Anspruch der taz! Wenn schon, dann alle regionalen Redaktionen dicht machen! Inkonsequenz ist ein Schritt richtung „Untergang“.


  2. (2) Kommentar von Jens @ 5. Juli 2007, 00:53 Uhr

    @Christoph:
    Ich seh’s genauso. Nur die in Berlin sehen es wohl anders.


  3. (3) Trackback von INS Blog @ 5. Juli 2007, 10:29 Uhr

    Die Zukunft der taz-NRW: Heul nicht, mach was!…

    Hat es Sinn über die Zukunft der taz-NRW, zu schreiben? Ausgerechnet jetzt? Aber ja, denn wenn nicht jetzt, wann dann?


  4. (4) Kommentar von Briefeschreiber @ 5. Juli 2007, 13:06 Uhr

    wie die mit zahlen umgehen… das is schon fast ne vergewaltigung. -.-

    zum glück gibts darwin.


  5. (5) Kommentar von Ivo @ 6. Juli 2007, 01:26 Uhr

    Meine Meinung zur TAZ und
    wie stark die Berliner TAZ professionell (not) arbeitet

    oder die TAZ NRW absegnen wollte —–

    echt unglaublich!! ;-(((

    Liebe Frau C.,

    die Rechnung habe ich mittlerweile schon erhalten und werde ich auch kurzfristig begleichen

    Als positives zu verstehendes Feedback damit es bald eine Finanziell besser aufgestellt ist mit REGIONALTEIL NRW:

    – ich habe noch nie eine so lange Wartezeit für ein erstes Feedback nach einer Bestellung gebraucht
    – die Rechnung kam parallel zu Ihrer Mail (hatten Sie diese Info nicht?)
    – hätte ich Ihnen meine Daten jetzt Zugesendet hätte ich wohl zwei Abos erhalten?! ;-((
    – ich habe bis heute noch keine TAZ erhalten!!! obwohl mir mit der Rechnung mitgeteilt wurde das ich die erste Ausgabe ab dem 25.06.07erhalten solle.

    AM SCHLIMMSTEN JEDOCH;
    – die Internetbestellseite war Inhaltlich widersprüchlich – man könnte auch sagen UNSERIÖS aufgebaut (Widersprüchlich und rechtlich vermutlich problematisch – über dem Button Bestellung abschicken stand: Das Abo verlängert sich nicht automatisch – am Anfang der Seite stand genau das Gegenteil!!!)

    Entweder die Prozesse funktionieren nicht – was auch ein Grund für die schlechten ABOzahlen sein kann – oder die TAZ Berlin WOLLTE SCHLECHTE ABBOZAHLEN DAMIT SIE EINE BEGRÃœNDUNG HAT DIE REDAKTION IN NRW ZU SCHLIESSEN.

    Was ich im Internet gelesen habe zeigt das das Verhältnis zwischen TAZ Berlin und TAZ NRW gestört ist (400 oder 800 erreichte Abos…) ich habe die TAZ bestellt (und eine andere Zeitung abbestellt) damit es weiterhin die TAZ NRW gibt – deswegen und aus Solidarität mit der Redaktion in NRW

    HIERMIT KÜNDIGE ICH MEIN ABO ZUM NÄCHST MÖGLICHEN ZEITPUNKT!

    AUFRGUND DER FEHLER AUF DER BESTELLSEITE ERWARTE ICH KEINE WEITEREN RECHNUNGEN MEHR VON DER TAZ AUS BERLIN UND DAS ICH TROTZDEM NOCH 5 WOCHEN LANG DIE TAZ ERHALTE (HÄTTE GERNE DIE LETZTEN AUSGABEN DER TAZ NRW ERHALTEN)

    Ich mach jetzt besser Schluss bevor ich noch mehr Fehler finde – grumpf

    Ivo


  6. (6) Kommentar von Jens @ 6. Juli 2007, 19:27 Uhr

    @Briefeschreiber:
    Fies…

    @Ivo:
    Ich denke mal mit sowas solltest Du Dich lieber an die taz wenden…


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