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Jens Matheuszik — 3. Juli 2007, 23:59 Uhr

OnRuhr wird eingeste… „eingefroren“


onRuhr LogoDie lokale Online-Zeitung OnRuhr war mit ihrer hier vorgestellten Offensive nicht sehr erfolgreich und wird jetzt eingestellt eingefroren.

Uwe Knüpfer hat sich an die Newsletter-Abonnenten gewandt (merkwürdigerweise ist hier die Mail noch nicht angekommen) und teilt mit (Hervorhebungen von mir):

Vor etwas mehr als einem Jahr sind wir zu einem spannenden Experiment aufgebrochen.
Wir haben onruhr.de auf den Weg gebracht, die erste Lokale Online Zeitung. Die Zeitung der Ruhrstadt.

Seither haben Sie die Gründung des LOZ Verlags in Essen, den Aufbau der Redaktion, die stürmische Entwicklung des täglichen Seitenumfangs von 1 auf über 40 Seiten mit Interesse und Sympathie begleitet. Dafür will ich mich heute bedanken – gleichzeitig sagen wir Auf Wiedersehen.

[…]

Sehr früh war klar, dass die von den Gründern und Gesellschaftern aufgebrachten Mittel nicht ausreichen würden, onruhr.de das Laufen zu lehren. Es reicht zum Erreichen der Krabbelphase; weiter nicht. Wir begaben uns auf Investorensuche. Dabei stießen wir auf viel Neugier und Lob, aber leider nicht auf eine Goldader. Auch Banken waren keine Hilfe. Staatliche Förderprogramme? Fehlanzeige.

Ende März mussten wir die Reißleine ziehen. Wir stoppten den Ausbau der Zeitung, fuhren Umfänge zurück, baten Autoren um Teilverzichte auf Honorare. Die Investorensuche ging, verstärkt und mit tatkräftiger Unterstützung aus der mittelständischen Wirtschaft, weiter.

Heute verfügt onruhr.de über einen guten Ruf, einen funktionierenden Verlag, eine flexible, leistungsfähige, höchst engagierte Redaktion, eine reibungslos funktionierende Software, treue Leser, einen pfiffigen Marketingplan und viele frische Ideen. Allein, es fehlt an Geld. Schon seit rund vierzehn Tagen erscheint onruhr täglich nur noch mit einer aktuellen Seite. Ab morgen wird auch das vorerst nicht mehr möglich sein.

[…]

Wir geben nicht auf. Wir frieren onruhr ein – und sind zuversichtlich, dass es heißen wird: onruhr kommt wieder.

Einstweilen und bis bald

(gefunden bei nielshallerberg.de)

Im Wirtschaftsmagazin Ruhr heißt es noch zusätzlich:

„Ex-WAZ-Chefredakteur Uwe Knüpfer „friert“ seine Tageszeitung aus dem Netz namen onruhr ein.
[…]
Ziel sei es, im Herbst erneut an den Start zu gehen – an dem Konzept einer PDF-Zeitung, das von Lesern wie von Fachleuten kritisiert wurde, will Knüpfer indes fest halten. Es sei, so Knüpfer, die einzige Möglichkeit, journalistische Qualität im Internet zu bieten. Online-Diensten spricht Knüpfer diese Qualität ab, da diese von dem Zwang zur Aktualisierung getrieben seien und nicht sorgfältig arbeiten würden. Die Räume von onruhr in Essen werden aufgegeben, neue Verlagsadresse wird Herne sein. Den zukünftigen Sitz der Redaktion kennt Knüpfer noch nicht.“

Nach der heute bekannt gewordenen Einstellung der taz nrw ist das ein weiterer Tiefschlag für die Medien im Ruhrgebiet bzw. Nordrhein-Westfalen.

Schon die sogenannte „Offensive“ von OnRuhr hielt ich für merkwürdig und schrieb damals vom „letzten Aufbäumen“. Leider hat sich der Pessimismus bewahrheitet. Inwiefern OnRuhr noch einmal erscheinen wird steht meiner Meinung nach in den Sternen.

Sehr schade finde ich es jedoch, dass OnRuhr-Chefredakteur Uwe Knüpfer (siehe auch das zweiteilige Interview mit ihm im Pottblog) – wie oben erwähnt – weiterhin auf das PDF-Format setzt. Ich würde es nicht unbedingt so sagen, wie Thomas Mrazek, der OnRuhr als Totgeburt bezeichnet hatte, aber die PDF-basierte Konzeption von OnRuhr wurde eigentlich überall kritisiert – nur nicht bei OnRuhr selbst.

Das jetzt en passant noch namentlich nicht benannte „Online-Dienste“ kritisiert werden und ihnen die journalistische Qualität abgesprochen wird halte ich für ein nicht notwendiges Störmanöver im Vorfeld des Startes von WestEins, dem Internet-Portal der WAZ-Mediengruppe, welches im Sommer 2007 starten soll.


9 Kommentare »

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  1. (1) Kommentar von Christoph @ 4. Juli 2007, 11:38 Uhr

    Schade um ein vom Grundsatz her interessantes Projekt. Aber wer sich ein wenig mit dem Aufbau eines Online-Dienstes auskennt, konnte das Scheitern vorhersehen: unzeitgemäße Technik, keine ausreichenden Kapitalmittel und vor allem keine Lokalnachrichten (von E und DO mal abgesehen). Komisch, dass man nicht versucht hat, die WAZ-Lücke im Vest zu besetzen.
    Die Aussagen von Herrn Knüpfer im Wirtschaftsmagazin Ruhr (so er sie denn getan hat) vermitteln ein wenig den Eindruck einer „beleidigten Leberwurst“. Es ist doch absurd, sämtlichen anderen Online-Angeboten journalistische Qualität abzusprechen, nur weil sie aktuell sind. Herr Knüpfer, zur „journalistischen Qualität“ im Internet zählt (neben Aktualität und sorgfältiger Arbeit) auch ein angemessenes Format für den Leser. Und genau das haben Sie mit Onruhr eben nicht geliefert.
    Leid tun mir vor allem die Mitarbeiter von Onruhr, die nun wohl ihren Job verloren haben – auch weil ihr Arbeitgeber offensichtlich kein vernüftiges (Finanzierungs-) Konzept hatten.
    Insgesamt hatte ich den den Eindruck, Herr Knüpfer wollte es seinem ehemaligen Arbeitgeber WAZ, der ihn aus dem Chefsessel gelobt hat, mal so richtig zeigen. Das ist wohl gründlich in die Hose gegangen.


  2. (2) Trackback von HighText iBusiness Medien-Technik-Wirtschaft @ 4. Juli 2007, 12:56 Uhr

    Onruhr am Ende…


  3. (3) Trackback von blog.50hz.de @ 4. Juli 2007, 14:27 Uhr

    Ach daran liegt das!…

    Ich suche ja schon lange nach eine schlüssigen Erklärung, warum die Online-Medien eine so unterirdische Qualität abliefern.
    Dabei ist die Antwort doch puppenleicht: Es liegt am Format. Würden Spiegel Online und Konsorten endlich auf…


  4. (4) Kommentar von Briefeschreiber @ 4. Juli 2007, 16:15 Uhr

    m.e.n. hält der nur am pdf-format fest… weil ne umstellung auf was gescheits kapital benötigen würde, dass er nicht hat und nicht bekommt.

    von der umkonzeptionierung mal ganz zu schweigen. zu viel gemacht, zu kurz gedacht.


  5. (5) Kommentar von Jens @ 4. Juli 2007, 22:50 Uhr

    @Christoph:
    Ich finde das auch sehr schade, denn OnRuhr hatte ja viel Potential. Hat es auch noch, vielleicht wird es ja noch was.
    Nur das starre Festhalten an dem PDF-Konzept wie es bisher dort praktiziert wurde/wird, halte ich für falsch.

    @Briefeschreiber:
    Ich kenne mich jetzt mit dem verwendeten CMS nicht aus, aber es kann ja eigentlich nicht so teuer sein für normale HTML-Sachen.


  6. (6) Kommentar von "Tobias Windeisen" @ 14. Juli 2007, 17:57 Uhr

    @ Jens,

    Potential hat so eine Idee, zweifelsfrei. In den USA ist Topix mit einem lokalen Newskonzept recht erfolgreich. Da hätte man hier im „Pott“ bestimmt etwas draus machen können. Aber man muss das Web verstanden haben und sich auf das Medium einlassen wollen. Das war hier wohl nicht der Fall.

    So eine Adobe-PDF-Lösung ist übrigens in der Regel richtig teuer. Die Lizenzen und auch die Einrichtung hauen in der Regel richtig ins Kontor. In der Regel dürfte eine Typo-3-Lösung auch mit externer Luxus-Beratung deutlich günstiger werden.

    Bis später
    „Tobias“


  7. (7) Kommentar von Jens @ 15. Juli 2007, 15:34 Uhr

    Braucht man dafür spezielle Lizenzen? Reicht nicht ein normaler Acrobat (oder eine der free-Lösungen)?


  8. (8) Kommentar von Wolfgang Osinski @ 25. Juli 2007, 16:49 Uhr

    Das Scheitern von Uwe Knüpfer war vorhersehbar. Am 25.11.2006 schrieb ich in meinem Blog: „on ruhr heißt seine just gestartete Online-Tageszeitung. Es ist bedauerlich für seine weitere Entwicklung, dass er auch damit scheitern wird. Dafür hat er gleich in mehrfacher Hinsicht Vorsorge getroffen.“ Nachlesen: http://www.duesseldorf-blog.de/?s=kn%FCpfer


  9. (9) Kommentar von Jens @ 25. Juli 2007, 21:40 Uhr

    @Wolfgang:
    Schade ist eigentlich nur, dass viele der negativen Punkte vorab auch so beurteilt worden sind. Es ist ja nicht so, dass anfangs alle gejubelt haben und hinterher dann wahrheitswidrig Sachen wie „Das haben wir schon immer geahnt, dass das nicht klappt!“ sagten.


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