Warum Yahoo im Pottblog wirbt
Vor einigen Tagen wurde ich gefragt, warum ich hier im Pottblog (als Teil des adical-Netzwerkes) Werbung von Yahoo habe.
Schließlich würde Yahoo wegen der Ereignisse in China in der Kritik stehen. Eigentlich hatte ich erst vor den Artikel Keine Rechtfertigung von Carsten Dobschat quasi 1:1 zu übernehmen, aber als Blogger sollte man schon selber was schreiben. Aus Zeit- und Krankheitsgründen kam ich leider erst jetzt dazu diesen Beitrag zu schreiben.
Die Antwort auf die Frage warum Yahoo im Pottblog werben kann ist grundsätzlich sehr einfach:
Weil ich „Ja“ auf die entsprechende Frage geantwortet habe.
Das ist aber nur die Kurzfassung, die Langfassung folgt:
Als die Frage aufkam, ob ich im Pottblog auch Werbung für Yahoo akzeptieren würde, hatte ich schnell mit einem „Ja“ geantwortet.
Um es (auch in der Langfassung) kurz zu machen: Vom heutigen Standpunkt aus halte ich es für einen Fehler.
Vor ein paar Wochen war Yahoo für mich nur ein ehemals führender Webkatalog im Internet der zwischenzeitlich diverse andere Internet-Dienste unter die Fittiche genommen hat.
Dabei auch viele, die ich früher nutzte und auch heute noch nutze: Zum Beispiel GeoCities, dort habe ich vor Jahren das erstes Mal eine Homepage veröffentlicht, eGroups-Mailinglisten nutze ich auch unter dem Namen YahooGroups und via flickr blogg(t?)e ich gerne mobil.
Den ganzen Aspekt dessen was Yahoo in China so macht und das auch Yahoo Deutschland hierzulande anscheinend gerne das Thema Yahoo in China aus der Öffentlichkeit fernhalten will – das war mir so nicht bewußt. Mir ist zwar klar gewesen, dass Yahoo in China Geschäfte macht, aber ich dachte, das das ganze ähnlich wie bei Google China abläuft und „nur“ (deutliche Anführungsstriche!) einige Suchergebnisse transparent zensiert werden. Das Yahoo anscheinend direkt an der Inhaftierung von Bloggern schuld sein könnte, das wusste ich nicht.
Insofern kann man mir jetzt auch ein wenig Naivität vorwerfen – aber bis vor kurzem sah ich an Yahoo vor allem eine Sache negativ: Das man den „old skool“-Zugang für alte flickr-Nutzer bei flickr abgeschaltet hatte und man sich via Yahoo-ID dort einloggen muss. Inzwischen ist das natürlich anders und ich sehe ausdrücklich nicht die aktuellen Zensurmaßnahmen für Deutschland bei flickr als das Schlimmste in Sachen Yahoo an.
Jetzt sehe ich das ganze natürlich anders und wenn ich lese, dass Yahoo-Aktionäre sich weigern Menschenrechte bei den Geschäften von Yahoo zu beachten, dann weiß ich, dass ich auf eine erneute Anfrage (die es wohl nicht geben wird), ob Yahoo hier Werbung schalten darf ganz eindeutig mit einem „NEIN!“ antworten würde.
Die Werbung wird hier jedoch stehen bleiben – ich habe damals gesagt, dass ich Yahoo-Werbung mache und zu diesem Wort stehe ich, auch wenn ich das inzwischen anders sehe.
Was ich bei den ganzen Diskussionen interessant finde:
- Ich hätte übrigens auch nicht gedacht, dass das mit der Werbung so viel Wirbel machen würde (egal mit welchem Werbekunden), denn ich lege Wert darauf, dass die Werbung von den Inhalten hier getrennt ist. Es glaubt doch wohl niemand, dass z.B. die SPD neuerdings für das Rauchen und für die private Krankenversicherung ist – nur weil deutsche Tabaklobby und der Verband der privaten Krankenversicherungen in der SPD-Zeitung Vorwärts werben.
Das gleiche könnte man mit der taz und der Atomlobby durchdeklinieren – auch hier gehe ich als mündiger Leser keinesfalls davon aus, dass die taz plötzlich gerne Atome spaltet, nur weil da plötzlich eine Atomwerbung zu sehen ist. - Als die Frage nach Yahoo als Werbepartner aufkam überlegte ich kurz, entschied mich schnell und im Nachhinein gesehen nicht richtig – aber ich war der Meinung, dass eine vom Inhalt getrennte Werbung eine andere Qualität (nämlich eine geringere) besitzt als wenn ich hier z.B. in meinen Blogtexten direkt oder indirekt für eine Yahoo-Tochter (nämlich flickr) werbe. Unabhängig davon, dass ich aufgrund der jüngsten flickr-Entwicklungen einiges negative über flickr und damit Yahoo geschrieben habe, habe ich in der Vergangenheit gerade beim Thema „Mobil bloggen“ oft flickr lobend erwähnt.
Ich war der Meinung, dass so eine Nennung viel mehr zählt als irgendeine Werbung am Rand des Beitrages, da dieser Inhalt von mir selbst stammt, ich aus freien Stücken darüber schreibe und irgendeine Gegenleistung das Produkt/den Dienst/die Firma erwähne.
Aber nachdem ich mir jetzt die Diskussion in diversen Blogs rund um die von adical vermittelte Yahoo-Werbung durchgelesen habe, sieht man das wohl doch anders.
Ich werde daraus lernen.
Hallo Jens,
Vorab: Wenn jemand für Yahoo Werbung machen will, und ob er das richtig findet, muss jeder für sich selbst entscheiden.
Wenn Du aber selbst sagst, dass Yahoo-Werbung in Deinem Blog ein Fehler ist, warum korrigierst Du diesen Fehler nicht? Deinen Fehler (nach Deiner Aussage) in der Vergangenheit kannst Du zwar nicht rückgängig machen, aber Du kannst daraus lernen und ihn für die Zukunft (ab jetzt) nicht weitermachen.
Der Preis, dass Dein Werbepartner darüber nicht erfreut sein könnte, ist doch recht klein gegenüber dem Gefühl, aus Fehlern gelernt zu haben und ab jetzt „das Richtige“ zu tun.
Wenn Dein Werbepartner intelligent ist, wird er Deinen Sinneswandel verstehen und ihn akzeptieren.
Ich sehe hier eh keine Werbung. Und via RSS-Feed erst recht nicht.
@Andreas: Vielleicht ist er vertraglich gezwungen?
@Peter: Ja, mag sein. Aber vielleicht entlässt ihn der Vertragspartner ja aus der Yahoo-Werbungs Verpflichtung, wenn er ihn nachdrücklich fragt?
@Andreas:
Der „Fehler“ wird korrigiert, sobald das abgeschlossen ist. Ich hätte es mir natürlich auch einfach machen können und diesen Beitrag erst gar nicht schreiben brauchen (oder aber nach dem Ende der laufenden Kampagne), aber ich habe das jetzt gemacht.
Ich stehe zu meinen Verpflichtungen – auch wenn ich inzwischen anderer Meinung dazu bin, wie ich oben dargelegt habe.
@Peter:
Du wirst sicherlich verstehen, dass vertragliche Details wohl kaum hier in der Öffentlichkeit diskutiert werden. Und das ist weder eine Bestätigung, noch ein Dementi noch sonst irgendwas in der Richtung, sondern eine allgemeine Feststellung.
Eigentlich hat diese Diskussion um Yahoo doch bewirkt, dass das Thema Menschenrechte in China im Allgemeinen und speziell Yahoos Umgang damit eine solche Aufmerksamkeit erlangt hat.Was vorher wohl niemand gedacht hätte.
Ich finde das auch sehr wichtig, denn auf der einen Seite kann man nicht in Deutschland besseren Datenschutz (z.B durch ein Banner oben links) fordern und gleichzeitig Yahoo unkritisch gegenüberstehen. Aber ich gebe zu, auch ich hätte mir vorher keinerlei Gedanken gemacht. Die Jungs von Adical – allen voran Lobo und Johnny – hätten dies aber tun sollen. Jedenfalls bei dem moralischen Anspruch.
Aber genug davon. Denn sicherlich zeigt das auch die Stärke von Werbung in Blogs. Es muß halt passen. Ich kenne kein Medium, dass sich so von eigenen Werbepartnern distanzieren würde, wie du das hier zum Beispiel machst Jens. Super (völlig Ironiefrei)
Auch habe ich mir bei dieser Diskussion auch des öfteren gedacht: „Wer unschuldig ist, der werfe den ersten Stein“ Denn sicherlich wird nicht nur durch Yahoo die Meinungsfreiheit in China unterdrückt. Da tragen all die dort produzierenden Firmen ebenfalls zu bei. Und ich möchte den sehen, der nicht aus „Made in China“ sein eigen nennt. Mal ganz von den Olympischen Sommerspielen abgesehen.
@Jan:
Es gibt aber noch andere Blogs die sich dahingehend auch zu Yahoo geäußert haben. Spontan fällt mir z.B. Felix Schwenzel mit wirres.net ein.