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Jens Matheuszik — 19. Juni 2007, 16:23 Uhr

Artikel 5 Grundgesetz gilt nicht für Blogger?


Merkwürdig bis erschreckend – anders kann man es nicht bezeichnen, was anscheinend auf dem NRW-Medienforum erzählt wurde. Thomas Knüwer berichtet in seinem Blog von folgenden Zitaten:

„Blogger verdienen nach meiner Ansicht nicht den Schutz des Artikel 5.“

Hier mal ein Verweis auf Artikel 5 des Grundgesetzes, in dem folgendes steht:

„(1) Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt.

(2) Diese Rechte finden ihre Schranken in den Vorschriften der allgemeinen Gesetze, den gesetzlichen Bestimmungen zum Schutze der Jugend und in dem Recht der persönlichen Ehre.

(3) Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei. Die Freiheit der Lehre entbindet nicht von der Treue zur Verfassung.“

Doch es geht noch weiter:

„Diese Blogger und die schnellen Fotos, das ist wie Wikipedia, da tut sich so viel, das ist keine Alternative zu ernsthaftem Journalismus.“

Diese Worte hat niemand geringeres als Dr. Stephan J. Holthoff-Pförtner gesprochen. Um ihn einzuordnen zitiere ich mal eben diesen Artikel von horizont.net:

„Im Streit der Funke Familien Gesellschaft (FFG), der die Hälfte der Essener WAZ Mediengruppe gehört, verhärten sich die Fronten weiter. Gegen Stephan Holthoff-Pförtner, einem von drei Bevollmächtigten der FFG, […]“

Ich frage mich ob Herr Dr. Holthoff-Pförtner weiß, dass die WAZ-Mediengruppe derzeit unter dem Arbeitstitel WestEins ein neues Internet-Portal u.a. auch mit Blogs plant.
Doch unabhängig davon – der Artikel 5 des Grundgesetzes ist eigentlich recht eindeutig für wen er gilt:
Für jeden, denn „JEDER“ hat das Recht seine Meinung frei zu äußern und zu verbreiten.

Insofern hat auch Dr. Holthoff-Pförtner das Recht diese meiner Meinung nach merkwürdige Meinung zu vertreten.

Ich vermute jedoch, dass er wahrscheinlich meinte, dass Satz 2 (die Pressefreiheit) gemeint war – und mit seinem zweiten Zitat wertet er meiner Meinung nach Blogger ab. Das ist besonders merkwürdig angesichts der Tatsache, dass es die WAZ in ihrer Print-Ausgabe meines Wissens immer noch nicht geschafft hat ihre G8-Falschmeldung zu korrigieren (siehe hier).


6 Kommentare »

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  1. (1) Kommentar von Muschelschubserin @ 19. Juni 2007, 16:34 Uhr

    Tja, es kommt ja nicht von ungefähr, dass sich die Zeitungen mit dem Medium Internet und / oder Blog so schwer tun. An diesem Beispiel kann man wunderbar sehen, wie unernst das Thema Blogs von einigen führenden Medienleuten genommen wird. Schade, denn damit verpassen sie eine riesen Chance und bleiben irgendwie mit dem Ticket in der Hand dumm drein schauend auf dem Gleis stehen, während der Zug der Zeit vollgestopft mit interessanten Leuten und Themen abfährt. :/


  2. (2) Kommentar von Christoph @ 19. Juni 2007, 18:38 Uhr

    Zum einen geht den Zeitungen so langsam der Stift. Siehe mal TAZ, die definitv der WAZ vorziehe. Auf der anderen Seite möchte auch mal klar machen, dass viele Blogger sich ziemlich wichtig nehmen, obwohl sie ziemlich kleine Lichter sind. Ok, das gibt es auch bei den „alten“ Medien, jedoch vertraue ich einem Artikel in der guten alten Zeitung eher, als einem Blogeintrag. Wenn ich etwas in einem Blog lese, dann prüfe ich meistens den Kram doppelt und dreifach nach.

    Wie auch immer, ich sehe die Zukunft in Blogs eher nicht die Inforamtionsquelle als viel mehr ein weiteres Kommunikationsmittel und ein Kommentarmittel.


  3. (3) Trackback von westpark.twoday.net @ 19. Juni 2007, 22:13 Uhr

    Nicht Verstanden Reloaded…

    Während Harald Staun wahrscheinlich immer noch nicht weiss wo die Blogger sind, gab heute Dr. Stephan Holthoff-Pförtner einen Einblick in die crossmediale Stimmungslage, die wohl augenscheinlich bei den Eigentümerfamilien der WAZ vorhe…


  4. (4) Trackback von ASTROCOHORS @ 20. Juni 2007, 12:36 Uhr

    Das Grundgesetz gilt doch für alle. Oder nicht?…

    “Wenn Ihr nicht auf meiner Seite steht, dann seid Ihr mein Feind!”
    (Anakin Skywalker definiert einmal mehr die Grenze zwischen ihm selbst und “den anderen” in STAR WARS Episode III: Die Rache der Sith)
    Geprägt von den bitteren …


  5. (5) Kommentar von Jens @ 20. Juni 2007, 17:37 Uhr

    @Muschelschubserin:
    Ich verstehe vor allem nicht, warum Zeitungen damit Probleme haben mal auch einen Fehler zu erwähnen. Es erwartet doch niemand, dass das ganze Blatt zu 100 % fehlerfrei ist.

    @Christoph:
    Es kommt ja auf den Sachverhalt drauf an – ich habe ja nicht explizit als Blogger bei der WAZ angefragt sondern als (gut) zahlender Kunde. Die WAZ verbreitet z.B. mit ihrem Ehrenkodex eine Aura der zuverlässigen Zeitung, lässt jedoch einen Fehler der Print-Ausgabe einfach unkorrigiert. Das finde ich schade.

    Die Frage ist jedoch nur: Kann man angesichts jüngster Entwicklungen Zeitungen wirklich mehr vertrauen? Die Glaubwürdigkeit von Medien ist ja leider nicht immer gegeben.


  6. (6) Kommentar von Jörg Friedrich @ 20. Juni 2007, 17:49 Uhr

    Ich nehme ja an, der Mann meinte eigentlich nur die „Gewährleistung der Berichterstattung durch Presse und Rundfunk“. Aber als Journalist ist es nunmal schwierig, sich klar auszudrücken. Er kann ja nicht ahnen, dass ihm jemand zuhört und dann auch noch im Grundgesetz nachschaut.


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