Netzeitung soll Gerüchten zufolge eine Gratiszeitung als Offline-Standbein erhalten
Die Netzeitung bestimmt dieser Tage mehrfach die Berichterstattung on- wie offline. So berichtet medienpiraten.tv im Beitrag Gefühlte Wichtigkeit bei der Netzeitung, dass inzwischen die Netzeitung auch bei den Zahlen der Arbeitsgemeinschaft Online-Forschung (AGOF) aufgelistet wird.
Wobei Peer Schader von medienpiraten.tv süffisant die Pressemitteilung der Netzeitung dazu zitiert, denn aus dieser geht eigentlich nur hervor, wie toll es doch sei, dass die Netzeitung jetzt auch bei der AGOF dabei ist. Das selbst Special Interest-Angebote wie u.a. (nur eine kleine Auswahl!) BRIGITTE.de, VIVA.tv, GameStar.de, Onmeda Gesundheitsportal, goFeminin.de und wetter.com mehr Besucher haben, darüber schweigt sich die Pressemitteilung aus.
Jetzt berichtet heute die Welt am Sonntag im Artikel Die Netzeitung soll zur echten Zeitung werden, dass vermutlich die BV Deutsche Zeitungsholding (des britischen Investors David Montgomery), der auch die Berliner Zeitung, der Berliner Kurier und die Hamburger Morgenpost gehören die Netzeitung übernehmen möchte. Weiter heißt es in dem Artikel:
Mit der Ãœbernahme durch die BV Deutsche Zeitungsholding dürfte die Netzeitung ihren Anspruch aufgeben, als einzige deutsche Tageszeitung nur online zu erscheinen. Geschäftsführer Philip Graf Dönhoff bestätigt das, wobei er offenlässt, inwieweit solche Pläne mit dem Verkauf zu tun haben. „Eine Verbreitung der Netzeitung außerhalb des Internets können wir uns durchaus vorstellen“, sagt er. „Im ersten Schritt visieren wir die mobilen Endgeräte an.“ Es gebe aber auch einen „potenziellen Partner, der in Richtung Gratiszeitung nachdenkt“. Derzeit werde der Markt gründlich sondiert.
Als Grund nennt der Artikel auch die oben erwähnte AGOF-Studie, wonach die Netzeitung vor allem gegenüber den Titeln, die eine starke Print-Basis haben, schlechter abschneidet. Interessant ist jedoch noch ein Aspekt, den der WamS-Artikel aufwirft:
Erstaunlich, dass es der Netzeitung dennoch gelang, in der Rangliste der meistzitierten Online-Medien des Instituts Media Tenor ganz vorne zu landen. 2006 ging Platz eins aber an Spiegel Online verloren.
Warum die Netzeitung 2005 (siehe auch hier) bei den zitierten Online-Medien so stark vertreten war kann ich mir nur mit einem Punkt erklären: Bei anderen Online-Medien (insbesondere Spiegel Online) mußte man früher befürchten, dass ein einstmals „freier“ Link nachher nur noch zu einer kostenpflichtigen Variante des Artikels führt. Dies ist z.B. der Grund warum im Pottblog diverse Male eher die Netzeitung denn SPON verlinkt wurde. Nachdem jedoch SPON inzwischen diese Praxis wohl geändert hat, dürfte das vielleicht auch ein Grund für die Rückeroberung der Spitze durch das Hamburger Nachrichtenmagazin bzw. seiner Internet-Ausgabe sein.
Lieber Jens, ich glaube kaum, dass Media Tenor für seine Rangliste Blogs auswertet. Die zählen Erwähnungen in den klassischen Medien, und wie kann man da relativ leicht besonders viele erreichen? Man muss es in die Meldungen der Nachrichtenagenturen schaffen. Das erreicht die Netzeitung, in dem sie zu einem aktuellen politischen Thema einen halbwegs Politiker anruft, der sich noch nicht selbst geäußert hat, und dessen Statement dann per Pressemitteilung an die Agenturen durchgibt. Das erscheint dann in einer Agenturmeldung als „XV sagte der Netzeitung“, während andererseits Spiegel Online oder tageschau.de häufig noch als „der Online-Ausgabe des Spiegel“ oder „der ARD zitiert werden.
Soviel nur zur Erklärung. Ich hatte mich schon gefragt, ob es von irgendwem einen Versuch Gratiszeitung + Online geben würde. Mit dem Markennamen Netzeitung – das könnte man sich schon vorstellen. Nur: Warum sollte die Montgomery-Holding überhaupt eine Gratiszeitung auf den Markt werfen? Damit würde sie doch etwa ihre eigenen Boulevardzeitungen angreifen.
@Fiete:
Ich glaube auch nicht unbedingt, dass Blogs da gezählt werden. Nur könnte es bei anderen Medien ja denselben Grund geben, den ich für mich genannt habe.
Bzgl. Netzeitung und Gratiszeitung:
Kommt ja auf den Markt drauf an. Montgomery hat anscheinend derzeit Titel in Hamburg/Berlin. Insofern könnte ja die Offline-Variante der Netzeitung in anderen Regionen des Landes auf den Markt kommen. Nehmen wir mal an, die würden z.B. in Frankfurt, München oder im Rhein-Ruhr-Raum starten. Das hätte zumindestens den Vorteil, dass diese nur unter erschwerten Umständen versuchen könnten, Montgomery im jeweiligen Heimatmarkt direkt mit eigenen Gratiszeitungen anzugreifen.