Imagekampagne: Bochum macht jung!
Unter dem Motto Bochum macht jung! gibt es eine gleichnamige Imagekampagne der Stadt Bochum.
Im Orangennetz und bei Djure konnte man schon einiges dazu lesen, bei mir erst jetzt (warum begründe ich später).
Bei der Kampagne geht es unter dem Signet der Gerbera (lasst tausend Blumen sprechen?) um die Schärfung des Profils der Stadt Bochum. Auf der Internet-Seite Bochum-macht-jung.de kann man folgendes Grußwort der Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz lesen:
„in unserer Stadt tut sich etwas und das werden wir in den kommenden Wochen mit unserer Kampagne im Zeichen der Gerbera deutlich machen. „Bochum macht jung!“ ist Teil eines Profilierungsprozesses der Stadt, der auf mehrere Jahre angelegt ist. Zusammen mit Bochumer Unternehmen, kulturellen Einrichtungen und Institutionen werden wir zeigen, dass unsere Stadt in den Kernbereichen Wirtschaft, Bildung, Kultur, Lebensqualität und Freizeit mit an der Spitze marschiert
[…] Kurz: Bochum ist innovativ, kreativ und dynamisch – einfach jung.
[…] Mit dem großen „Bochum macht jung!“- Gewinnspiel sind Sie aufgefordert, „Ihr“ Bochum mitzugestalten. Sagen Sie uns, warum Bochum jung macht und helfen Sie mit, unsere Stadt zum „blühen“ zu bringen. Denn nicht zuletzt sind Sie es, die Bochumerinnen und Bochumer, die unsere Stadt „jung“ machen.“
Grundsätzlich sicherlich nicht ablehnenswert, wobei man sich dann doch fragen muss, was diese Profilierung angesichts der Kulturhauptstadtpläne sollen – denn eigentlich sind wir doch (getreu dem Motto „Wir sind Papst!“) alle Kulturhauptstadt und alle Städte sollten eher „Wir sind Kulturhauptstadt!“ rufen als das jeweilige Profil den anderen Städten gegenüber zu schärfen.
Ich selber habe mich mit der Berichterstattung dazu übrigens ein wenig zurückgehalten, da ich mir dachte, das wäre der Stadt Bochum bzw. der verantwortlichen Agentur am liebsten. Anders kann ich es mir jedenfalls nicht erklären, warum für die Auftaktveranstaltung der Bochum macht jung!-Kampagne so gut wie keine Werbung gemacht wurde. Auf der Kampagnenseite heißt es:
„Große Resonanz zum Kampagnenstart
Petrus meinte es gut mit Bochum. Wie bestellt brach zum Start von „Bochum macht jung!“ die Wolkendecke auf und mit den ersten Sonnenstrahlen strömten zahlreiche Besucherinnen und Besucher zum Dr.-Ruer-Platz, wo es beim Bochum-macht-jung-Fest einiges zu sehen und zu hören gab. […]“
Ich habe von dieser Veranstaltung zum Kampagnenstart nichts gehört – dabei höre ich eigentlich auch den Medienpartner (Radio 98.5 Bochum), der bei der Veranstaltung führend mit dabei war. Auch diverse Bochumer Kolleginnen und Kollegen haben von der Veranstaltung nichts mitbekommen. Und so wundert es mich nicht, dass in diesem Artikel der WAZ Bochum zum Kampagnenstart u.a. folgendes steht:
„Bestes Wetter zog die Bochumer am Samstag in Massen in die Innenstadt. Auf dem Dr. Ruer-Platz indes, wo zum Auftakt der Image-Kampagne „Bochum macht jung!“ ein Fest mit Bühnenunterhaltung stattfand, hielt sich das Gedränge in Grenzen.
Dass die Berliner Country-/Rock’n’Roll-Band „BossHoss“, die noch Ende letzten Jahres vor fast dreitausend Fans im Ruhr-Congress sang, dort kostenlos auftrat, hatte sich nicht weithin herum gesprochen. „Das hätte breiter beworben werden sollen“, fand Oberbürgermeisterin Dr. Ottilie Scholz, „aber die Musik ist gut“. Das Publikum – viele trugen Cowboy-Hüte – gab ihr Recht, wippte und tanzte gut gelaunt mit. Auch die Agentur CP/Compartner, die für die Stadt Bochum die Image-Kampagne für die nächsten Jahre betreuen soll, hatte wohl mit mehr Andrang gerechnet. „Wir haben kurz vor Konzertbeginn noch die Security verstärkt“, sagte Geschäftsführer Michael Höffken; doch der Platz sei auch nicht geschaffen für ein Großkonzert. […]“
Der Kommentar von Sabine Vogt wird noch deutlicher:
„Stell‘ dir vor, die Stadt feiert ein Familienfest, und kaum einer geht hin. […] Die Stadt hat zum Aufpolieren ihres Images eine Agentur beauftragt, die bei aller Werbung für Bochum selbige für diesen Gig vernachlässigt hat. Viele waren nicht gezielt, sondern zufällig zum Platz gekommen, und wunderten sich, dass unter den vielen Gerbera-Plakaten nicht eins auf die Veranstaltung hingewiesen hatte. […]“
(Anmerkung: Die Hervorhebungen stammen von mir…)
Merkwürdig – da engagiert eine Werbeagentur anscheinend Security-Leute weil das nicht ihr Geschäft ist – aber vielleicht hätten sie ihr eigenes Geschäft (die Werbung) machen sollen. Jedoch scheint es jetzt besser zu werden, denn gestern fand sich in der WAZ Bochum der oben abgebildete Flyer zur Aktion, den es auch als 1,8 MB große PDF-Datei zum Downloaden gibt. Außerdem werden die Bochumer Medien in Zukunft noch mehr über die Kampagne berichten, wie man dieser Seite entnehmen kann.
Es bleibt zu beobachten, inwiefern sich das mit dem Verhaltenskodex der WAZ verträgt, der sicherstellen will, dass es keine Schleichwerbung, beeinflusste Berichterstattung usw. gibt.
PS: Und jetzt werde ich im Laufe des Wochenendes mal die Stadt Bochum anschreiben und fragen, ob man das Blumen-Signet auf seiner Website verwenden darf. Da ja die Werbeagentur die Firma CP/Compartner ist, die ja schon für das umstrittene Community-Logo der Kulturhauptstadt 2010 verantwortlich ist, bin ich mir da nicht wirklich so sicher, ob das erlaubt ist. Vielleicht müssen ja auch bestimmte Regularien (wie bei der Kulturhauptstadt 2010) eingehalten werden, über die der Revierflaneur hier bei Westropolis herrlich hergezogen hat (Punkt 6).
Ich denke, Medienparterschaften mit der Stadt können wir der WAZ wohl durchgehen lassen. Hauptsache der Fluglärm lässt nach.
Grundsätzlich ist sowas natürlich was anderes als z.B. eine redaktionelle Werbung für die Blue Man Group… aber ob dann noch kritische Berichte wie zur Auftaktveranstaltung folgen?