totgepflegt – Maggie Abendroth und der kurze Weg ins Grab: Bestattungen, Bochum und eine gescheiterte Drehbuchautorin
Dieser Beitrag erschien ursprünglich bei Westropolis, dem Kulturportal der WAZ-Mediengruppe, welches zum 1. Januar 2011 seine Pforten schließt.
Wer kennt nicht die kleinen City-Flitzer mit Aufklebern drauf, die hier immer mehr auf den Straßen zu sehen sind?
Genau, das sind die Wagen von diversen Pflegediensten, die ihre Kundschaft mehr oder weniger gut versorgen, wie der Roman totgepflegt – Maggie Abendroth und der kurze Weg ins Grab aufzeigt.
Doch fangen wir vorne an – was passiert hier eigentlich?
Maggie Abendroth, die Hauptperson der Geschichte, ist eine gescheiterte Drehbuchautorin, die nach ihrer doppelten bzw. dreifachen Pleite (Beziehung, Job, Bankkonto) zurück in ihre Heimatstadt Bochum zieht. Aufgrund von Pleite 2 (Job) bedingt sich Pleite 3 (Bankkonto) quasi von alleine und deswegen sucht sie einen neuen Job, um gleich auch Pleite 1 (Beziehung) zu vergessen.
Ihr neuer Job hat auch wieder etwas mit dem Schreiben zu tun – wobei sie sich es nie hätte erträumen lassen, als Mischung aus Sekretärin und Empfangsdame bei einem Bestattungsunternehmen zu arbeiten. Der Job, vor dessen Feinheiten am lebenden eh toten Objekt sie sich gehörig ekelt, ist ihr sogar peinlich, daß sie ihrer besten Freundin erst gar nichts davon erzählen will, und als sie sich endlich offenbahrt, glaubt diese erst an einen Scherz oder aber an eine knallharte Geheimrecherche.
Jedoch macht die neue Sekretärin von Pietät Sommer ihren Job gut, versteht sich mehr oder weniger wortlos mit dem finnischen Kollegen Matti und lernt die Eigenheiten ihres Chefs kennen. Als jedoch die Organistin "Prusseliese" (die im Auftrag des Bestattungsunternehmens immer so schön auf Trauerfeiern spielte) überraschend stirbt und ihr im Nachhinein einiges an diesem Todesfall merkwürdig vorkommt, versucht sie die Hintergründe zu erfahren und landet damit plötzlich mitten in einer spannenden Kriminalgeschichte, die mitten im Ruhrgebiet, genauer gesagt in Bochum, spielt.
Die Charaktere:
Ob Maggie Abendroth, die in ihrer Schreibkreativität gehemmte Drehbuchautorin, die jetzt beim Bestatter arbeitet, ihre Freundin Wilma oder der verschwiegene Kollege Matti – die einzelnen Charaktere sind gut beschrieben und wirken sehr realistisch beschrieben. Auch die heimliche Hauptdarstellerin, die Stadt Bochum (die wirklich im Ensemble bei den anderen Personen auftaucht), ist realistisch beschrieben und gibt der spannenden Geschichte noch die Extraportion Lokalkolorit.
Die Geschichte:
Mehr als das was schon beschrieben wurde, will ich vom Inhalt nicht verraten, aber die Geschichte ist sehr spannend geschrieben und macht mehr als einmal überraschende Wendungen, so daß man das Ende nicht schon nach der Hälfte der 288 Seiten erraten kann.
Fazit:
Man nehme eine Portion Six feet under (wer das nicht kennt: eine TV-Serie über ein Bestattungsunternehmen), eine spannende Geschichte, Charaktere mit Ecken und Kanten und noch eine Prise Lokalkolorit und schon hat man einen spannenden Ruhrgebiets-Krimi, den die beiden Autorinnen Minck & Minck hier mit totgepflegt – Maggie Abendroth und der kurze Weg ins Grab als Erstlingswerk vorlegen.
Tipp:
Auf der Homepage der beiden Autorinnen finden sich die Termine von Lesungen, die stilecht u.a. in Trauerhallen von Bestattungsunternehmen stattfinden. Aber auch z.B. im Li Buddah in Bochum (schon am Dienstag, den 20.03.2007 um 20.00 Uhr) – dem ehemaligen Café Madrid am Nordring, welches im Roman auch vorkommt.