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Jens Matheuszik — 18. Februar 2007, 13:41 Uhr

Nichtraucherschutz: „Herr, wirf Hirn vom Himmel!“


Also je mehr ich von unserer Bundesregierung in Sachen Nichtrauchergesetz o.ä. höre, um so mehr möchte ich den klassischen Ausspruch „Herr, wirf Hirn vom Himmel!“ laut gen Berlin rufen schreien!

Vorweg: Ich bin Nichtraucher. Ich bin jedoch kein klassisch militanter Nichtraucher, sondern akzeptiere in gewissen Maßen, wenn andere rauchen. Bin ich z.B. bei einer Party wo geraucht werden darf (in der Wohnung), dann kann ich damit leben – so lange die Rauchschwaden nicht überhand nehmen. Ich kann mich daran erinnern, daß es früher manchmal Abende gab, wo soviel Rauch in der Luft war, daß die Augen schon tränten. Das ist natürlich zu viel des guten bzw. eher schlechten.
Andererseits fordere ich aber auch die Raucher auf zu akzeptieren, daß zum Beispiel bei mir nicht geraucht wird. Das klappt eigentlich auch sehr gut.
Im Büro selber wird bei uns nicht geraucht und ich finde es gut, daß höchstens (noch) in den Büros geraucht wird, wo nur Raucher sitzen. Sobald ein Nichtraucher dabei ist, ist das Rauchen dort offiziell verboten. Selbst ein Einverständnis des Nichtrauchers ändert daran nix – die Regelung ist insofern gut, als daß man damit als Raucher nicht seine nichtrauchenden Kollegen unter Druck setzen kann („Du wirst doch wohl nix dagegen haben, oder?“).

Aktuell regen mich aber zwei Punkte besonders auf:

Das Nichtrauchergesetz des Bundes
Da überlegen sich wochen- und monatelang die Politiker in Berlin ein Nichtrauchergesetz, welches bundesweit zu gelten hat. Das da auch einige idiotische Regelungen drin sind (in Bars/Kneipen darf geraucht werden, in Restaurants nicht) – okay, das hat man wohl als Demokrat aufgrund von Kompromissen zu ertragen.
Das jedoch quasi kurz vor Beginn des Gesetzgebungsprozesses irgendein Gutachten (ich möchte gar nicht wissen, wer oder gar welche Lobby das initiiert bzw. finanziert hat…) herauskommt, wonach das ganze aufgrund der Föderalismusreform nicht geht, und daraufhin das ganze abgeblasen wird – das ist mehr als peinlich.

Mag ja sein, daß die ach so tolle Föderalismusreform in diesem Punkt ein Vorgehen des Bundes verbietet – dann sucht man sich aber doch bitte andere Mittel und Wege. Die Arbeitsstättenschutzverordnung, die meines Wissens ein Bundesgesetz ist, wird dann halt entsprechend verändert. Wenn der Bund bundesweit regelt, daß an keinem Arbeitsplatz geraucht werden darf, weil es die Arbeitnehmer dort (egal wie oft gelüftet wird) belastet, dann hat man das bundesweite Rauchverbot en passant durch die Hintertür geschaffen.
Wenn man nur wollte…

Die Antidrogenbeauftragte der Bundesregierung und das Rauchverbot in Autos
Was man in den letzten Wochen/Monaten aus Berlin zum Thema Nichtraucherschutz hörte, war ja schon recht peinlich (siehe oben). Das ganze wird jedoch noch getoppt – Sabine Bätzing (SPD), die Antidrogenbeauftragte der Bundesregierung, fordert ein Rauchverbot im eigenen PKW!

Sorry, erst wird das eigentliche Nichtrauchergesetz auf’s Abstellgleis geschoben und dann kommen solche Forderungen? Das ist doch wohl nicht ernst zu nehmen… es ist natürlich unstrittig, das Rauchen auch im Auto gefährlich ist, aber dann sollte man demnächst bitte auch den Verkauf von Bonbons verbieten, denn das Lutschen von Bonbons ist auch gefährlich. Und wenn man als „Passivkäufer“ von aktiv gekauften Bonbons profitiert und mitlutscht, dann wird man ja auch gefährdet…

Das ganze ist jedoch auch in der Bundesregierung umstritten (siehe hier), so daß ich ja noch Hoffnungen habe.

PS: Die einfachste Lösung für die Genossin Bätzing mit ihrem abstrusen Vorschlag wäre es, wenn man das Rauchen generell verbieten würde. Da hätte aber der Genosse Steinbrück als Finanzminister etwas dagegen, denn natürlich setzt die Bundesregierung fiskalisch gesehen auf erhöhten Tabakkonsum und der daraus resultierenden Tabaksteuer. Warum denke ich da nur an das Wort Heuchlerei bei?

PPS: Zum Thema wird auch bei Nobbi und der NRWSPD diskutiert.


7 Kommentare »

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  1. (1) Kommentar von martin @ 18. Februar 2007, 18:58 Uhr

    Tja, das gute an einem einfachen Rauchverbot ala Italien ist ja dass der Tabakkonsum dadurch nicht zurückgeht! Die Leute rauchen doch weiter, nur halt draussen, wo keine unbeiteiligten gefährdet werden.


  2. (2) Kommentar von Jens @ 19. Februar 2007, 00:42 Uhr

    @martin:
    Hmm… also ich glaube schon, daß der Tabakkonsum zurückgehen würde – nicht unbedingt bei Restaurants aber z.B. an den Arbeitsplätzen. Nehmen wir an Du hast da jemanden, der im Büro Kette raucht. Der kann ja gar nicht immer ‚rausgehen.


  3. (3) Kommentar von Karsten @ 19. Februar 2007, 21:57 Uhr

    Als toleranter Raucher gibt es nur ein Verhalten. Wenn es nicht gewünscht ist zu rauchen, egal ob Restaurant oder Büro oder was weiß ich wo sonst noch, wird halt nicht geraucht.

    Aber im privaten Umfeld kann das ja wohl jeder selber entscheiden. Bei so Vorschlägen brauchen die bald ein Gesetz, das einem vorschreibt, was man zu wählen hat. Sonst wird das nix mehr.

    Als wenn es keine anderen Probleme hier im Lande gäbe. Tse.


  4. (4) Kommentar von Jens @ 19. Februar 2007, 22:04 Uhr

    Ich befürchte jedoch, das es wahrscheinlich neben toleranten Rauchern auch viele intolerante Raucher gibt, die sich einen Sch…dreck drum kümmern.

    Ich kenne da entfernt auch ein, zwei Personen dieser Art. Nur: Die würden sich auch von Gesetzen nicht beeindrucken lassen.


  5. (5) Kommentar von Karsten @ 19. Februar 2007, 22:09 Uhr

    Nun ja, das stimmt sicherlich. Leider laufen einem so oft Kameraden über den Weg, die es überhaupt nicht interessiert, ob sie andere Menschen mit Ihrem Verhalten stören. Das sind noch nicht mal zwangsläufig Raucher.


  6. (6) Kommentar von Jens @ 19. Februar 2007, 22:18 Uhr

    Jo, nicht alle Raucher sind so. Nur eine Minderheit.

    Und von dem Bätzing-Vorschlag halte ich nichts – schlimm finde ich nur, daß sich da jetzt andere schon anschließen…


  7. (7) Kommentar von Karsten @ 19. Februar 2007, 22:29 Uhr

    Ja, ist doch klar. Das Thema ist einigermaßen medienwirksam, man kann schön oft seine Rübe in die nächste Kamera halten und brauch sich nicht um die komplizierteren Themen kümmern.


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