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Jens Matheuszik — 27. November 2006, 00:49 Uhr

Journalistentag 2006 des DJV-NRW: Forum PRINT


Nachfolgend eine Zusammenstellung der einzelnen Berichte des Pottblogs über den Journalistentagen 2006 des DJV-NRW in der Bochumer Jahrhunderthalle:

Beim Forum PRINT waren hochkarätige Gäste auf dem Podium, so z.B. Konstantin Neven DuMont und Bodo Hombach. Thema des Podiums waren die Veränderungen die gerade im Zeitungsbereich die Verlage, Redaktionen und vor allem auch die Journalisten vor Ort betreffen würden. So erklärte DuMont gemäß der economy of scales, daß man zwar einerseits deutlich sparen müsse (derzeit laufen Aktionen, wonach z.B. Mitarbeiter des Kölner Stadtanzeigers freiwillig gegen hohe fünfstellige Abfindungssummen den Verlag verlassen können) aber andererseits auch weiter im Ausland investieren müsse, um eine gewisse kritische Größe zu gewinnen, damit man nachher nicht selber übernommen wird.

Bodo Hombach, dessen WAZ-Mediengruppe vor allem im Ausland expandiert, stimmte zu, denn nur im Ausland könne man noch genügend Rendite machen, außerdem könne man im Ausland viel mehr erreichen, da die Erfahrung der WAZ hierzulande (beim Druck, bei der Distribution, bei der Anzeigenakquise usw.) im Ausland benötigt würde. Außerdem müsse die WAZ auch – gerade im südosteuropäischen Raum – ihren ausländischen Töchtern klar machen, was Presse- und Meinungsfreiheit für das tägliche Arbeiten bedeutet, denn jahrzehntelang gab es dort eine andere publizistische Praxis.

Auf die Bezahlung der neuen „WAZ-Mitarbeiter“ angesprochen erklärte Bodo Hombach, daß man selbstverständlich in den Ländern Südosteuropas nicht mit den Tarifverträgen aus dem Ruhrgebiet agieren könne. Die WAZ-Mediengruppe zahle daher landesüblich und man müsse das immer individuell behandeln. So erklärte er, daß er z.B. gerade aus Belgrad kommen würde, wo die WAZ-Mediengruppe Interesse an der Zeitung Politika zeigte. Diese beschäftige jedoch 800 Mitarbeiter – bei einer Auflage von 24.000 Exemplaren…

Zur schon hier erwähnten Aussage, daß die Zeitung ein Kulturgut sei, erklärte er, daß man anhand der Geschäftszahlen schon erkennen könne, in welchen Gebieten sich die Leute eine Zeitung noch leisten können und wo nicht mehr. Obwohl bisher nicht geändert – weder durch Gesetz, Verordnung oder Rechtsprechung – werde bei der Berechung des ALG II (Hartz IV) weiterhin der Erwerb von Zeitungen berücksichtigt. Dennoch können sich die wenigsten ALG II-Bezieher eine Zeitung noch leisten, stattdessen aber Fernsehen, was sicherlich (Stichwort: Mittagsfernsehen) nicht zur kulturellen Erbauung beitragen würde.

Die beiden Verleger auf dem Podium waren sich einig, daß neue Elemente und neue Erscheinungsformen einen Ausweg darstellen könnten. So habe der Kölner Stadtanzeiger durch eine neue Beilage die Leserbindung erhöht und setzt neue Formate wie das Internet-TV gerade für die internet-affine junge Generation ein. Zu den Online-Plänen befragt verwies Bodo Hombach auf Katharina Borchert, die im Forum ONLINE dazu Stellung beziehen würde, erklärte aber auch, daß das ganze für die WAZ-Mediengruppe eine wichtige Sache wäre, die voll und ganz unterstützt wird.

Aus dem Publikum wurde gefragt, ob durch die Online-Pläne mit dem neuen Portal WestEins die einzelnen Titel der WAZ-Mediengruppe im Internet oder gar komplett aufgegeben werden.
Bodo Hombach erklärte, daß es ihm das Herz zerreißt, daß alle Titel (WAZ, WP, WR, NRZ, IKZ) in einem gemeinsamen Projekt gebündelt werden, doch sei es schlechterdings kaum zu finanzieren, wenn für jede Zeitung ein eigenes Online-Konzept realisiert wird. Doch auch wenn die WAZ die publizistische Speerspitze der WAZ-Mediengruppe sei, wäre ein Projekt mit dem Namen WAZ Live nicht möglich, da die Chefredakteure der anderen Zeitungen kaum davon zu überzeugen wären, daß sie jetzt Werbung für die Internet-WAZ machen sollen. Daher würde es jetzt den Namen WestEins geben, denn auch wenn es sich um die WAZ-Mediengruppe handeln würde, würde es dort ja nicht nur die WAZ als Zeitung geben sondern auch die anderen.

Bodo Hombach (sinngemäß): „Wir können uns ja auch in Brost und Funke-Holding umbenennen, dann ist die WAZ nur noch die Zeitung und nicht mehr die Mediengruppe.“

Hombach versicherte jedoch, daß auch trotz der gemeinsamen Online-Pläne die einzelnen Zeitungstitel bestehen bleiben würden, nur daß sie jetzt halt in verschiedenen Bereichen zusammenarbeiten sollen. Ob nun im Internet-Bereich oder aber auch beim neuen Redaktionsbüro in Brüssel, welches von der EU für alle WAZ-Titel berichten sollte. Er hält es geradezu für einen Vorteil, daß die WAZ-Mediengruppe auch und gerade im Ruhrgebiet nicht nur einen Titel besitzt:

Bodo Hombach (sinngemäß): „Das hat ja auch Vorteile. Wenn mir jemand in Mülheim, wo ich wohne, sagt, daß er die WAZ nicht mehr lesen möchte, dafür dann aber die NRZ nehmen würde, dann kann ich damit gut leben.“

Auch sei die NRZ so ein wichtiger Titel, da sie nicht nur im Ruhrgebiet, sondern auch z.B. in Düsseldorf erscheinen würde, wo es Leute gibt, die bewußt nicht die Rheinische Post lesen wollen. Schließlich sei ja die NRZ (sinngemäß) „die einzige Zeitung ist, die noch den OB [Joachim Erwin] kritisiert“ (hmm… und wie sieht es mit der taz aus?).

Das Thema Bürgerjournalismus (z.B. die BILD Leser-Reporter) wurde auch angesprochen – jedoch leider nur im Print-Forum 1 (und ich war nur im Print-Forum 2).

Nach dieser Diskussion gab es dann zur Stärkung eine flüssige wie feste Nahrungsaufnahme, bevor es dann zum nächsten Forum ging.


1 Kommentar »

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  1. (1) Kommentar von Nobbi @ 27. November 2006, 01:03 Uhr

    In Sachen NRZ RP kann ich Bodo aber nur Recht geben ;-)…


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