Deutschland. Ein Sommermärchen – gestern war ich drin im Film
Vor fast zwei Monaten berichtete ich erstmals über den Sönke Wortmann-Film Deutschland. Ein Sommermärchen zur Fußball-WM 2006 in Deutschland, in dem Sönke Wortmann so nah wie noch kein Filmemacher zuvor an der deutschen Nationalmannschaft war.
Zwar soll der Film bereits in Kürze (6. Dezember 2006) im ARD-Fernsehen zu sehen sein (der WDR war unterstützend bei der Produktion dabei), dennoch wollte ich mir den Film unbedingt im Kino ansehen. Wann hat man schon mal eine Chance Fußballszenen auf einer so großen Leinwand zu sehen? ;)
Nachdem wir vorher kurz noch einen Schluck trinken waren und dabei Trinkgeld gespart haben ging es dann endlich ins Kino. Jedoch erstmal ins falsche, denn irritiert schauten uns die Leute auf „unseren“ Plätzen an, denn die hatten auch Karten für diese Plätze. Tja… falsches Kino. ;)
Bisher habe ich immer nur über die Leute gelacht, die aus Versehen ins falsche Kino gegangen sind – jetzt ist es mir zum ersten Mal auch selbst passiert.
Jetzt aber zum eigentlichen Film:
Mir war von Anfang an klar, daß ich den Film unbedingt sehen möchte und zwar nicht erst in der dritten Wiederholung, sondern schon im Kino. Daher habe ich im Vorfeld so gut wie alles zum Film ignoriert (bis auf den Trailer), denn ich hasse nichts mehr, als wenn ich durch ein Making-Of schon den halben Film kenne, bevor ich ihn selber sehen konnte. Nach einem Film schaue ich mir gerne ein Making-Of an, aber vorher gar nicht. Was mich jetzt auf die Frage bringt, ob es überhaupt zu Deutschland. Ein Sommermärchen ein Making-Of geben wird, denn eigentlich ist der Film ja selbst ein Making-Of, nämlich zur Fußball-WM 2006 hier in Deutschland (jedenfalls aus der Sicht der deutschen Nationalmannschaft).
Der Film beginnt gleich mit dem schlimmsten – mit der Stimmung in der Dortmunder Kabine, gerade nachdem die Italiener in der Verlängerung uns aus der Fußball-WM geschmissen haben. Geschicktes Stilmittel von Sönke Wortmann mit dieser Passage zu beginnen um dann in die Vergangenheit zu reisen, denn danach geht es gleich einige Wochen zurück nach Sardinien, wo die deutsche Nationalmannschaft sich auf die Fußball-WM vorbereitet hatten.
Anfangs merkt man schon ein wenig die Distanz zu Sönke Wortmann und seiner Kamera, doch je mehr Sönke Wortmann filmte, um so mehr wurde er zu einem natürlichen Bestandteil der deutschen Nationalmannschaft. Es geht soweit, daß er sogar in den intimsten Momenten dabei sein konnte, ob nun in der Kabine vor und nach dem Spiel, ob beim üblichen Team-Ritual auf dem Rasen (wo sich alle im Kreis versammeln und angestachelt werden) oder bei der Spielerabstimmung, ob man sich auf der Fan-Meile in Berlin verabschieden will oder nicht.
Sönke Wortmann zeigt interessante Einblicke, die man so zum Teil nicht vermutet hätte. Ich hätte z.B. dem Jürgen Klinsmann sein teilweise aggressives Auftreten („Das lassen wir uns von niemanden nehmen. Und schon gar nicht von den Polen.“ – vor dem Gruppenspiel gegen Polen) gar nicht zugetraut, und auch die Unbekümmertheit, die die Spieler trotz ihrer großen Verantwortung hatten, wunderte mich ein wenig und es hat mich positiv überrascht.
Natürlich bekommt man beim Film nicht soo viel von der Stimmung im Lande mit – denn außer ein paar Szenen in Castrop-Rauxel (Hotel Goldschmieding; vor den Spielen in Dortmund), in Stuttgart (nach dem Spiel um Platz 3) und in Berlin (Fan-Meile und am Schloßhotel Grunewald) sieht man nur den Innenblick. Aber genau das war ja bei diesem Film zu erwarten, insofern vermisste ich das nicht so sehr. Schön war jedoch zu sehen, wie teilweise ergriffen die Spieler ob dieser äußerst positiven Resonanz waren.
Insgesamt fand ich den Film schön – ich habe quasi genau das gesehen, was ich erwartet hatte: Einen Einblick in die deutsche Nationalmannschaft vor der Fußball-WM. Man konnte interessante Details erfahren (so z.B. daß Michael Ballack und Oliver Kahn keinen Bock auf einen Abschied auf der Fanmeile in Berlin hatten) und erfahren, mit welchen psychischen und physischen Tricks eine Mannschaft auf den großen Auftritt vorbereitet wird.
Nebenbei gelingt es Sönke Wortmann dabei geniale Bilder zu filmen, die meiner Meinung nach bisher ihresgleichen suchten. Schön war es auch mal die wichtigsten (Tor-)Szenen der deutschen Nationalmannschaft auf einer richtig großen Leinwand zu sehen, dagegen ist ja jeder Flachbildfernseher nix.
Der Film hat es geschafft ein wenig den Zauber der Fußball-WM aus dem vergangenen Sommer zurück in den Kinosaal zu zaubern… danke Sönke Wortmann und natürlich auch einen großen Dank an all die vielen „Schauspieler“, die im Film mitgespielt haben.
wie keinen bock auf die verabschiedung auf der fanmeile!?Spinnen die beiden?
Das hat mich auch gewundert, daß die das nicht wollten. Wobei: Beim Oliver Kahn hat es mich *nicht* gewundert.
Jepp, kann ich nur teilen. Großartiger Film. Besonders gut hat mir Jens Lehmann in der Dusche gefallen ;)
@jens: naja typisch für son menschliches A****loch!
Tjaha, im Bremer Cinespace wurden alle Spiele der WM im großen Saal mit dem Digitalprojektor gezeigt. Somit gab es HDTV in Leinwandgröße. *DAS* war „endgeil“.
TV-Tipp: Deutschland. Ein Sommermärchen (6. Dezember 2006, 20.15 Uhr in der ARD)…
Vor ungefähr drei Monaten berichtete das Pottblog erstmals über den Film Deutschland. Ein Sommermärchen zur Fußball-WM 2006 in Deutschland, bei dem Sönke Wortmann so nah wie noch kein Filmemacher zuvor an der deutschen National…
Wortmann soll nun einen neunen Film zur Fußball-EM 2008 vorbereiten.