(Nicht) spontane Hochzeit
Nein, es geht nicht um mich selbst. Ich bitte also von etwaigen Glückwünschen abzusehen. ;)
Es geht um einen Kollegen von mir, der morgen heiratet. Den Kollegen kenne ich jetzt schon seit unserer gemeinsamen Ausbildung (mit Studium), die ungefähr sechs Jahre her ist. Gemeinsam mit den anderen Studentinnen/Studenten haben wir damals Berlin und auch das Ruhrgebiet unsicher gemacht, und ich behaupte mal, daß wir beide nicht nur einfach normale „Bürokollegen“ geworden sind. Denn abseits von Studium/Ausbildung konnte man mit ihm über alles mögliche reden, alles mögliche unternehmen und quasi gemeinsam Pferde stehlen. Dabei lernte ich dann an mir auch faszinierende Seiten kennen (hätte nicht gedacht, wie moralkonservativ ich sein kann!) und ich behaupte jetzt einfach mal (und wehe von Dir – Du kennst ja auch dieses Blog – kommt jetzt ein anders lautender Kommentar… *grins*), daß man sich über die Zeit angefreundet hat.
Am Ende der Ausbildung brach der Kontakt jedoch ab und ich sage mal, daß die Schuld da eher bei mir lag und daher hatten wir lange keinen Kontakt, weil man sich dann auch aus den Augen verlor. Irgendwann legte sich das jedoch wieder, was ich persönlich sehr begrüßte, denn es ist nicht schön, wenn man einen Kumpel verliert.
Jetzt heiratet er morgen, wobei das ganze natürlich nicht spontan ist. Aber der Rest, von dem ich jetzt hier berichte, der zu einer kleinen Tour de Ruhr wurde/wird:
Was? DU HEIRATEST?!
Kürzlich mailte ich einige Kollegen und auch ihn an um einen gemeinsamen Fußball-Termin (spielen – nicht gucken) zu vereinbaren. Prompt kam seine Absage für beide vorgeschlagenen Termine: Er würde schließlich in Kürze heiraten und der eine Termin wäre kurz vor der Hochzeit, wo er nichts riskieren möchte und der andere Termin wäre in den anschließenden Flitterwochen.
Irgendwie war ich perplex, denn von der Hochzeit wußte ich nichts und daher antwortete ich sehr überrascht („Was? DU HEIRATEST?! […]“), worauf er dann kurze Zeit später anrief und ganz verwundert reagierte. Schließlich hatte er das einem gemeinsamen Freund, den er kürzlich getroffen hatte, gesagt, und ging davon aus, daß dieser mir das auch mitteilen würde, was er auch ausdrücklich machen sollte. Was aber nicht geschah – aber egal, war ja doch noch rechtzeitig.
Der Junggesellenabschied, der keiner war
Recht kurzfristig sollte dann noch eine Art Junggesellenabschied stattfinden, der jedoch ausdrücklich kein Junggesellenabschied sein sollte. Dummerweise hatte ich aufgrund diverser Einweihungsparties schon den Terminkalender rappelvoll und konnte daher an den von ihm kurzfristig vorgeschlagenen Termin nicht.
Im Nachhinein hätte ich übrigens lieber zugesagt…
Spontan, spontaner, am spontansten!
Heute irgendwann nach 16.00 Uhr kam dann eine SMS bei mir an – von dem oben schon zitierten Kollegen, der mich eigentlich informieren sollte und sich gerade frisch erholt von seinem Urlaub meldete. Außerdem fragte er, ob ich morgen zur standesamtlichen Trauung hingehen würde bzw. ob ich mitkommen wollen würde. Zusätzlich fragte er mich, ob ich wüßte, wo die Hochzeit und wann genau stattfindet.
Relativ spontan – aber grundsätzlich war ich dafür.
Wo und wann ist eigentlich die Hochzeit?
Das Problem war nur, daß keiner von uns genau wußte, wo die Hochzeit genau ist und vor allem wann. Ich kann zwar andere (in diesem Fall unwichtige) Dinge zur Hochzeit berichten, aber diese essentiellen Informationen hatte ich leider nie erfragt, weil ich gar nicht erst auf die Idee gekommen bin, zur standesamtlichen Trauung hinzugehen.
Nun ja, ich sagte, daß ich versuchen würde mich drum zu kümmern. Im allergrößten Zweifelsfall könnte man ja einfach den Bräutigam-in-spe fragen. Das fand ich jedoch eher langweilig und zu einfach, vor allem weil dann ja auch das Überraschungsmoment nicht mehr vorhanden ist.
Der Hochzeit hinterher telefonieren und fahren
Also versuchte ich das auf anderem Wege zu erfahren. Ich versuchte die direkten Kollegen zu erreichen, die ja Bescheid von der Hochzeit wußten – es war jedoch keiner mehr zu erreichen. Kein Wunder war ja auch schon inzwischen recht spät, vor allem wenn man ungefähr um 6.00 Uhr zu arbeiten anfängt.
Da ich jedoch davon ausging, daß wie in zahlreichen Geschichten erwähnt, das Aufgebot irgendwo aushängt, war ich guter Hoffnung, daß ganze über das Standesamt zu erfahren. Also rief ich sofort das Standesamt des Wohnortes an und meldete mich erst einmal aus Versehen „dienstlich“. Was damit zu tun hat, daß ich manchmal halt dienstlich mit Standesämtern zu tun habe. Nachdem ich den Fehler bemerkte, erklärte ich, daß ich mich quasi privat melde und gerne wissen würde, wann denn die Hochzeit wäre.
Leider verwies man mich an die einschlägigen Bestimmungen des Datenschutzes und deswegen könne man mir keinerlei Auskünfte erteilen. Mist, früher war doch alles besser, denn nach dem alten Ehegesetz hätte das Aufgebot öffentlich bekannt gegeben werden müssen.
Danach versuchte ich es dann über die mir bekannten Angehörigen. Dummerweise stehen die nicht im Telefonbuch. Da ich aber wußte, wo die Eltern wohnten, fuhr ich auf dem Weg nach Hause dort vorbei. Okay, von Bochum via Dortmund nach Olfen zu fahren ist nicht unbedingt der direkteste Weg, aber soooo umwegig war es auch nicht, da dieser Teil von Dortmund fast schon zu Bochum gehört. Aus der Erinnerung wußte ich, daß in der Nähe eine grüne BP-Tankstelle war und fuhr dann dort hin um mich erstmal nicht zurechtzufinden – was daran lag, daß die Tankstelle inzwischen unter dem hauptsächlich weißen Star-Logo firmiert. Dennoch fand ich dann sofort die Straße, in dem das Haus der Eltern liegt. Nach einiger Klingelschildlektüre fand ich auch das richtige Haus (ich war erst einmal da und da holte ich ihn abends (es war also dunkel) zur Disco ab – sprich: ich war nicht wirklich dort mal gewesen) und klingelte. Es tat sich nix. Natürlich, am Vortag der standesamtlichen Hochzeit haben auch die Eltern was zu tun.
Zuhause angekommen hatte ich nun zwei Möglichkeiten: Entweder via Handy direkt den Bräutigam-in-spe anzurufen, was natürlich die Überraschung zunichte machen würde oder aber es auf dem Festnetz versuchen. Da bestand wenigstens eine 50 %-Chance die Braut-in-spe zu erwischen, ihr die Pläne zu erklären und dafür zu sorgen, daß ihr baldiger Gemahl dennoch überrascht wird.
Um jedoch auch noch die fehlenden 50 % auszumerzen spannte ich einen Verwandten ein, der mit unterdrückter Rufnummer dort anrief und entweder – wenn sie am Apparat ist – mir das Telefon sofort weiter reicht oder aber – wenn er dran geht – explizit die Braut-in-spe verlangt, damit das Telefon dann weiter gereicht werden kann.
Dem bei allen Versuchen schlußendlich angehenden Anrufbeantworter war das jedoch egal was ich für tolle Anrufpläne hatte, so daß ich dann doch noch den Bräutigam-in-spe selber direkt auf dem Handy anrufen mußte.
„Du mußt aber überrascht wirken!“
Nachdem ich ihm erklärte, worum es ging, zeigte er sich sehr erfreut und versprach mir auch hoch und heilig, daß er morgen überrascht wirken würde. Er erklärte mir auch kurz wo die Trauung stattfindet (in einem ganz anderen Ort als gedacht – aber dennoch recht nahe… klar, wir sind ja im Ruhrgebiet) und verwies mich dann auf das Internet. Dort würde zu dem Standesamt, was mitten in der Stadt liegt, genaueres stehen. Er könne das jetzt schlecht beschreiben und wäre auch gerade unterwegs.
Welches Standesamt hätten’s denn gern?
Zu dumm nur, daß es in besagter Stadt gleich mindestens fünf(!) Möglichkeiten zur standesamtlichen Trauung gibt… doch mit ein wenig weiterer Recherche habe ich dann doch das richtige Standesamt ausmachen können (hoffe ich jedenfalls) – bzw. das andere, was in Frage kommt, liegt quasi gegenüber. Insofern wird das wohl morgen kein Problem sein und außerdem werde ich morgen früh mal mein Telefonglück bei den dortigen Standesämtern ausprobieren… drückt mir die Daumen!
Wenn es auch schon 1 Jahr her ist, aber es geht doch nichts über eine eigene Website zur Hochzeit…
@Mimi:
Gute Idee eigentlich… und Du kommst ja aus dem Dorf! Witzig. Und die Kirche in der Du geheiratet hast – da war ich auch schon mehrfach drin.