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Jens Matheuszik — 3. Juli 2006, 02:01 Uhr

Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ) schließt mehrere Lokalredaktionen


Am vergangenen Freitag mußte ich in der tageszeitung (taz) den Artikel WAZ baut ab lesen. Demnach schließt die wohl größte Zeitung im Ruhrgebiet, die Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ), sieben Lokalredaktionen.

Laut der taz betrifft es die Lokalausgaben für die Orte Datteln, Haltern am See, Herten, Marl, Oer-Erkenschwick, Recklinghausen und Waltrop.
Da muß ich noch einmal kurz Olfen ergänzen, denn auch für die Stadt Olfen (kennt kaum einer, aber da hat mal der Dortmund-Ems-Kanal „geleckt“ und deswegen tauchte Olfen sogar in der 20.00 Uhr-Tagesschau auf) gibt es einen Ortsteil der WAZ, der von der Redaktion in Datteln und freien Mitarbeitern vor Ort erstellt wird.

In der taz heißt es weiter:

Man wolle „innovative Wege der Redaktionsorganisation“ beschreiten, schreibt WAZ-Chefredakteur Ulrich Reitz in einem Brief an die Leser.

Diesen Brief an die Leser (sowas kenne ich eigentlich sonst nur aus der Titanic…) gab es hier bei uns jedenfalls nicht und in der gesamten Freitagsausgabe habe ich auch kein Wort zu den geplanten Änderungen gefunden.

Insofern weiß ich natürlich nicht, was Herr Ulrich Reitz an die Leser geschrieben hat – aber laut der taz will die WAZ das Internet-Angebot ausbauen, eine neue Regionalredaktion (in Recklinghausen) etablieren und die Online-Berichterstattung deutlich ausweiten:

Etliche Informationen, die bisher in der Print-Ausgabe ihren angestammten Platz haben, Sporttabellen etwa oder kleinere Lokalgeschichten, werden künftig nur noch im Internet verfügbar sein. „Wir verabschieden uns im Print von der kleinteiligen Berichterstattung“, sagt Groth, der glaubt, damit „die Zeichen der Zeit erkannt zu haben“. Man werde das Online-Angebot so renovieren, dass es „hoffentlich bundesweit Beachtung findet“. Und was ist mit älteren Menschen, die keinen Bezug zum Internet haben? Groth: „Da haben wir ein Problem.“

Ah ja… ob nun der berühmt-berüchtigte Kaninchenzüchter-Verein Kleinkleckersdorf und seine Jahreshauptversammlung wirklich demnächst bei www.waz.de zu finden sein wird?

Nach Angaben von heise.de zitiert der SPIEGEL den WAZ-Chefredakteur zu den Online-Plänen der WAZ, die unter dem Projekttitel WAZ Live bekannt wurden wie folgt:

„Bis zum Jahresende haben wir Blogger in allen 28 Lokalredaktionen und zehn Redakteure in der Online-Mantelredaktion.“

Ich weiß ja nicht wie da gezählt wurde, beim Blick auf die Ãœbersicht der WAZ-Lokalredaktionen komme ich nur auf insgesamt 27 Lokalredaktionen… wenn jetzt noch dazu bis Ende des Jahres die o.g. sieben Standorte schließen sind es ja noch einmal weniger.
Inhaltlich dazu gehört dann übrigens auch die Meldung, daß Katharina Borchert von Lyssas Lounge Chefredakteurin von WAZ Live werden soll. Näheres dazu in diesem gesonderten Beitrag.

Die taz vermutet übrigens (wie auch die junge welt) etwas ganz anderes – denn anscheinend teilen sich derzeit einige Verlage das Ruhrgebiet auf:
Dazu gab es z.B. schon hier im Pottblog den Bericht Zeitungskrieg in Gelsenkirchen-Buer und blog.nrwspd.de berichtete vom Schweigen im Blätterwald und spielte damit an, daß zu diesen Plänen und Vermutungen in den normalen Zeitungen nichts, aber auch gar nichts berichtet wurde. Wundert das jemanden?

In den Orten, wo die WAZ demnächst die Redaktionen schließen will gibt es übrigens – welch Zufall – noch andere Lokalzeitungen, nämlich die Zeitungen der Verlage Lensing-Wolff und des Bauer-Verlages.

Im Artikel der jungen welt heißt es weiter hierzu:

»Mit diesem Schritt ist offensichtlich, was im Ruhrgebiet vor sich geht: Monopolzeitungsgebiete werden geschaffen«, erklärte Rainer Sauer von der Gewerkschaft ver.di im Bezirk Ruhr am Donnerstag in einer Stellungnahme. »In Bottrop, Gladbeck, Bochum und Gelsenkirchen ist die WAZ künftig Monopolist, Kurt Bauer bekommt Recklinghausen, Marl, Waltrop, Datteln sowie Oer-Erkenschwick, und Lensing Wolff ist in Haltern allein«, äußerte sich der Gewerkschaftssekretär. Auch beim Deutschen Journalistenverband (DJV) wittert man ein abgekartetes Spiel. Damit erleide das »Ruhrgebiet innerhalb kurzer Zeit einen weiteren Verlust an Pressevielfalt«, beklagte der DJV-Geschäftsführer von Nordrhein-Westfalen, Kajo Döhring, in einer Pressemitteilung.

Nun ja – eigentlich kann man ja das ganze begrüßen: Da sparen wir demnächst (als Abonnenten der Ruhr-Nachrichten wie der WAZ) Geld ein, wenn demnächst eine Zeitung wegfällt. Für die Meinungsvielfalt und den publizistischen Pluralismus ist das ganze jedoch sicherlich nicht gut.


15 Kommentare »

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  1. (1) Kommentar von Valentin @ 3. Juli 2006, 07:46 Uhr

    Die taz sollte bei solchen Themen lieber vorsichtig sein. Wer im bekanntlichen Glashaus sitzt…


  2. (2) Kommentar von Jens @ 3. Juli 2006, 14:38 Uhr

    @Valentin:
    Zumindestens macht die taz das transparent, die Gründe werden auch dargestellt (Kostengründe die zur taz nord führten; ich denke Du spielst darauf an) und es geschieht nicht um evtl. anderen Verlagen entgegenzukommen.


  3. (3) Kommentar von Valentin @ 3. Juli 2006, 15:00 Uhr

    Ähm, Transparenz? Nicht wirklich… Und gerade die taz sollte ein wenig weiter denken als bis zum Konto. Gerade weil sie in dem Jahr das erste Mal schwarze Zahlen schrieb. Die Idee Markus und Henning Scholz rauszuwerfen und die Fotoredaktion dichtzumachen hatte keine wirklich logische Grundlage.


  4. (4) Kommentar von Jens @ 3. Juli 2006, 15:20 Uhr

    @Valentin:
    Nun ja, zumindestens ich hatte davon gelesen, sprich die taz hatte das kommuniziert. Beim Einstampfen der beiden NRW-Redaktionen (Bochum, Köln), die dann nach D’dorf gewandert sind wurde das auch verbreitet.

    Ob die taz schwarze Zahlen schrieb – je ne sais pas.

    Der Vergleich war ja der zur WAZ: Habe bis heute in keiner Ausgabe was zu den geplanten Schließungen gelesen. Da ist die taz ganz anders – die haben ja mal wieder ihre typischen Kampagnen gemacht, aber leider (NRW) verloren.


  5. (5) Kommentar von Valentin @ 3. Juli 2006, 15:40 Uhr

    Ich bin da vielleicht auch nicht sonderlich objektiv, da Henning Scholz mein Stiefvater ist. Aber wirklich kommuniziert wurde es von der taz auch nicht. Wenn dann von der Redaktion in Hamburg die die Beiden sehr gut unterstützt haben. Grundsätzlich kam ja fast alles direkt aus Berlin…


  6. (6) Kommentar von sicko @ 3. Juli 2006, 19:39 Uhr

    also ich persönlich finde ja, daß die WAZ eine ganz schreckliche zeitung ist, die ich bestimmt nie abonnieren werde. für mich hat die in etwa das niveau der bildzeitung, und der schreibstil ist miserabel. dann verzichte ich doch liebend gern auf regionale nachrichten aus gelsenkirchen und kaufe nur noch überregionale tageszeitungen.


  7. (7) Kommentar von Marcus @ 4. Juli 2006, 19:04 Uhr

    Ich lese die WAZ auch fast täglich auf dem Weg zur Arbeit. Wenn jetzt die Berichterstattung vor Ort wegfällt dann fällt auch meine Bereitschaft weg, für den Rest der Zeitung Geld auszugeben. Für alles andere hat man ja eh schon das Internet.


  8. (8) Kommentar von Jens @ 4. Juli 2006, 19:14 Uhr

    @sicko:
    Also der Vergleich hinkt ja wohl etwas…

    @Marcus:
    Gute Frage eigentlich: Was braucht man von einer echten Papierzeitung noch, was man nicht eh im Internet findet? Ãœber Gesundheitsreform & Co. informiere ich mich nicht bei meinen Tageszeitungen sondern eh bei SPON & Co.


  9. (9) Trackback von Pottblog @ 14. Januar 2007, 21:16 Uhr

    Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ) mit dem neuen Regionalteil “Unser Vest”: Erste Eindrücke…

    Im Pottblog wurde schon mehrfach über die neuen Pläne der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ) in Bezug auf die Lokalredaktionen im Kreis Recklinghausen berichtet.
    (Wobei ich zur Sicherheit nochmal explizit erwähnen möchte, da&#…


  10. (10) Trackback von Pottblog @ 3. Februar 2007, 12:49 Uhr

    Und täglich grüßt das Murmeltier … eh rufen die Ruhr Nachrichten an…

    Der korrekten Ordnung halber und angesichts des Titels hätte dieser Artikel eigentlich schon am Donnerstag erscheinen müssen – aber egal…
    Mittwoch, 31. Januar
    Irgendwann nachmittags rief mich jemand mit unterdrückter Telefonnumme…


  11. (11) Trackback von Pottblog @ 19. Februar 2007, 11:34 Uhr

    Der Karneval kritisiert die Schließung der WAZ-Lokalredaktionen…

    Die Schließung einzelner WAZ-Lokalredaktionen im Kreis Recklinghausen, von der auch die (nicht im Kreis liegende) Stadt Olfen betroffen ist, führte leider dazu, daß die Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ) weniger als bisher aus Olfen (…


  12. (12) Trackback von Pottblog @ 4. April 2007, 17:33 Uhr

    Die Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ) gibt Dortmund de facto auf…

    Die Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ), die größte Zeitung des Ruhrgebietes, gibt de facto Dortmund auf.
    Nach der Schließung mehrerer Lokalredaktionen im Kreis Recklinghausen und Gründung einer gemeinsamen Regionalredaktion Unse…


  13. (13) Pingback von WAZ Unser Vest (Kreis Recklinghausen): Sterben auf Raten? » Pottblog @ 9. Juni 2009, 21:10 Uhr

    […] Was bisher geschah: Vor rund drei Jahren wurde bekannt, dass die WAZ mehrere Lokalredaktionen im Kreis Recklinghausen schließt. […]


  14. (14) Pingback von Recklinghäuser Zeitung (J. Bauer Verlag) demnächst mit Mantel der Ruhr Nachrichten (Lensing-Wolff) » Pottblog @ 30. April 2010, 19:48 Uhr

    […] Kreis Recklinghausen unter verschiedenen Namen erscheint und seit der in 2006 durchgeführten Schließung mehrerer Lokalredaktionen der WAZ im Kreis Recklinghausen die Marktmacht ausbauen […]


  15. (15) Pingback von Marls Bürgermeister protestiert gegen WAZ-Aus | Ruhrbarone @ 22. März 2013, 13:35 Uhr

    […] 2o06 gibt es in weiten Teilen des Kreises Recklinghausen keine WAZ-Lokalteile mehr, die Leser der Zeitung müssen sich dort mit einer kreisweiten Ausgabe zufrieden geben. Und […]


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