Neugierig – oder: Die Quadratur einer kreisrunden Medaille
Am Rande hatte ich in diesem Beitrag über ein kleines PR-Desaster der PR-Firma Johanssen + Kretschmer berichtet.
Kurze Zusammenfassung:
Die PR-Firma Johanssen + Kretschmer (JK) hat sich meiner Meinung nach etwas in die Nesseln gesetzt. Auf deren Homepage gibt es einen Artikel zum Thema Blogs und deren wachsende Bedeutung gerade in Bezug auf die Krisenkommunikation von Unternehmen.
Dieser Artikel wurde Berichten zufolge ursprünglich (ich hab es selber nicht gesehen) nicht mit dem MS IE-Screenshot (ich dachte Werbefirmen arbeiten immer mit dem Mac) illustriert, sondern mit einem kleinen Ausschnitt des Covers des Buches BLOGS.
Dummerweise wurde das Bild jedoch so geändert, daß man die wichtigen Urheberangaben nicht mehr findet – dies hat Don Alphonso von Rebellen ohne Markt (der Fotograf des Bildes und Mitherausgeber des Buches) quasi in Erfüllung des oben erwähnten Artikels blogtechnisch bekanntgegeben – und als Ergebnis zeigte sich, was eine gute Krisenkommunikation ist bzw. was nicht.
Anstelle das schnell aus der Welt zu räumen wurde von Verantwortlichen verbreitet, das die Bildverwendung abgesprochen wäre und nachdem das ganze widerlegt wurde gab es nur noch Funkstille, bis sich anscheinend einige Tage später eine gütliche Einigung abzeichnete.
Schaut man sich jetzt mal die Google-Ergebnisliste bei der Suche nach Johanssen + Kretschmer an, dann erkennt man spätestens auf Platz 3 was nicht wirklich positiv für die Agentur im Sinne von Krisenkommunikation spricht…
Jetzt aber zum eigentlichen Thema…
Via blog.50hz.de bin ich auf diesen Beitrag bei roell.net aufmerksam geworden:
Ich habe gestern Abend mit einer Mitarbeiterin von Johannsen + Kretschmer telefoniert, der PR-Agentur, um die es in dieser Sache in diesem Eintrag ging.
Jede Sache hat zwei Seiten.
Ich bin zur Ãœberzeugung gelangt, dass sie in der Sache richtig gehandelt haben.[26.04. Irgendetwas an dem Satz erzürnt Kai Pahl. Ich verstehe nicht, was. Vielleicht kriegen wir das in den Kommentaren geklärt.] [12:24 done.] „Gelogen“, wie auch ich in meinem Eintrag formuliert hatte, haben sie nicht. Ich werde den Fall hier nicht aufdröseln – wenn J+K es für nötig halten, alle Fakten aus ihrer Sicht einmal darzustellen (ich glaube nicht, dass die Sache so wichtig ist, könnte aber ja sein), werden sie das selbst tun.
[…]
Der durchgestrichene Satz ist korrekt zitiert – denn inzwischen ist er (siehe auch die Anmerkungen in den eckigen Klammern dort) auch bei Martin Roells Blog so formatiert.
Was mich jetzt an der ganzen Sache extrem neugierig macht:
Was kann die PR-Agentur am Telefon mitgeteilt haben, daß jetzt nach diesem Telefonat Martin Roell schreibt „dass sie ehrlich waren und nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt haben“, wo doch die Sachlage relativ eindeutig ist. Wenn ich mir dazu dann den Kommentar von Don Alphonso durchlese – dann kann es sich doch nicht um zwei Seiten einer Medaille handeln, sondern eher von der (unmöglichen) Quadratur einer kreisrunden Medaille denn die beiden Aussagen sind diametral entgegengesetzt.
Bin gespannt ob man hierzu noch genaueres erfährt …
Nachtrag: Man sollte demnächst aufmerksamer lesen… beim ersten Lesen machte ich aus „Jede Sache hat zwei Seiten“ die Aussage „Jede Medaille hat zwei Seiten“ – inhaltlich an sich quasi identisch. Dieses „Verlesen“ erklärt aber meine Ãœberschrift.
Genau so wie du habe ich auch reagiert und bin deswegen im Quadrat gehüpft.
Die Sache mit dem durchgestrichenen Satz „hat richtig gehandelt“: ich denke ich kann da für Martin sprechen, wenn ich schreibe dass es einfach eine unglückliche Formulierung von Martin gewesen ist, der diesen Satz nicht in den gleichen Kontext gesehen hat wie ich (und du).
Der Satz sollte nicht das Verhalten der Agentur rechtfertigen, das Cover einfach auf die Website zu nehmen. Wegen dieses Mißverständnisses hat Martin den Satz nun durchgestrichen.
Ich nehme an (das sind aber nur Vermutungen), dass Martin eher das Verhalten der Agentur nach dem Vorfall vom 12.4. meint. Kann ich nicht beurteilen.
Martin hatte das böse von der Lüge verwendet. Und das wollte er nach dem Telefonat nicht so stehen lassen. Dass er bei J+K Fehler gemacht wurden – sowohl mit der Ãœbernahme des Bildes als auch in der späteren Kommunikationsarbeit – hat er in den Kommentaren inzwischen ja sogar wiederholt. Nur gelogen – also absichtlich die Unwahrheit gesagt – wurde wohl nicht.
Ich bleibe dabei: J+K sollte in aller Ausführlichkeit dokumentieren, wie der Fall aus ihrer Sicht gelaufen ist. Es werden sich zahlreiche Blogger finden, die das postiv würdigen werden. Vielleicht sogar der Don.
@dogfood:
Die Relativierung macht es natürlich harmloser. Wobei es dennoch interessant ist, wie das Dilemma gelöst werden kann, denn eigentlich kann es ja nicht sein, daß beide Seiten recht haben.
Daher fände ich es ja auch sehr interessant, was die Firma Johanssen + Kretschmer dazu sagt.
@50hz:
Fehlt da noch das Wort „Wort“? Ansonsten ergibt Dein erster Satz keinen rechten Sinn.
Wenn ich mir Deinen Kommentar so durchlese kommt mir folgendes in den Sinn:
Ggf. wurde der Mitarbeiterin damals mitgeteilt, daß mit den Bildrechten alles geklärt wurde. Das konnte sie dann mit dem Brustton der Ãœberzeugung verbreiten – nur stellte sich später heraus, daß es halt doch nicht wahr war.
Der Terminus „Lüge“ würde in diesem Fall also zurecht nicht zutreffen.
Am besten wäre es wirklich – wie von Dir geschrieben – wenn J+K das ganze dokumentieren würde.
Nachlieferung: „Wort“
Was dogfood gesagt hat, passt so.
@Jens: martin behauptet ja nicht, dass beide seiten recht haben.
der gesamte vorgang läßt sich in zwei phasen unterteilen: das was bis inkl. dem 12.4. passiert ist: widerrechtliche abbildung des covers.
und schließlich was danach passiert ist, was ich nicht so beurteilen kann, weil für mich die geschichte damals bereits abgeschlossen war. grob: die agentur hat versucht rechtlich sauber an das bild bekommen, es wurde abgelehnt und die agentur hat für die widerrechtliche nutzung gezahlt. und ich denke martin bezieht sich mit seinen heutigen bemerkungen vorallem auf diesen zweiten part.
wo es zwischen mir/don und der agentur vermutlich bis heute dissens gibt, ist die aussage ob der verlag eine genehmigung erteilt hat oder nicht.
da mag sich die agentur vielleicht noch heute moralisch im recht fühlen (ich weiß es nicht) weil sie (angeblich) beim verlag um eine erlaubnis angefragt hatten. dumm nur, dass es keine belege gibt, der verlag dementiert und der verlag wohl noch nicht einmal das recht hat, in so einem fall das nutzungsrecht ohne rücksprache zu vergeben.
so mögen sich beide parteien im recht fühlen. de jure hat nur eine partei recht gehabt. und die rechnung wurde ja gezahlt.
Es wurde angekündigt, die Rechnung zu zahlen – aber bilang ist noch nichts eingegangen. Eine Entschuldugung steht bislang auch aus, und ich spiele schon mit dem Gedanken, sie in den nächsten Tagen höflich an die Sache zu erninnern.