Zeitungskrieg in Gelsenkirchen-Buer?
Vor einigen Tagen fragte blog.50hz.de schon Muss ich bald WAZ lesen?, da diesem Bericht der tageszeitung zufolge die Ruhr-Nachrichten den Bochumer Lokalteil aufgeben wollen.
Die RN haben schließlich auch schon zum 31.03.2006 in Bottrop, Gladbeck und Gelsenkirchen ihren Lokalteil eingestellt. Grundsätzlich freue ich mich ja – vom fußballerischen Aspekt her – je weniger Blau-Weiß aus Gelsenkirchen kommt (sind doch die Farben der RN eben blau und weiß), doch ist dies zumindestens für die Pressefreiheit und Pressevielfalt keine gute Entwicklung.
Zumindestens in Gelsenkirchen gibt es ja noch mit der Buerschen Zeitung eine weitere Lokalzeitung. Doch deren Verleger Kurt Bauer vom gleichnamigen Bauer-Verlag will jetzt diese auch schließen – somit wäre nur noch die WAZ mit einem Lokalteil in Gelsenkirchen vertreten.
Dies veranlasste Gelsenkirchens Oberbürgermeister Frank Baranowski dahinter ein Kalkül zu vermuten. So heißt es in einem Bericht dazu:
„Die Vermutung liegt nahe, dass sich die Verlage das Ruhrgebiet aufgeteilt haben“, so Baranowski zur taz. Zwar könne er dies nicht beweisen. Aber die Schließung der Buerschen Zeitung sei wirtschaftlich nicht zu erklären.
Gegen diese Aussage ergreift nun der Verleger Kurt Bauer rechtliche Schritte – entweder der Gelsenkirchener Oberbürgermeister nimmt diese Aussage zurück oder er müsse 25.000 Euro Konventionalstrafe zahlen!
So steht es jedenfalls in der heutigen, samstäglichen Ausgabe der taz NRW direkt auf Seite 1 (dort gibt es auch noch einen weitergehenden Kommentar dazu).
Ich bin gespannt wie es weitergeht – und auch was die Gelsenkirchener dazu sagen, schließlich dürften z.B. Dennis vom Gelsenkirchen Blog oder die Web-Junkies mehr dazu sagen/schreiben können.
Wie ich das finde, daß die BZ eingestellt werden soll? Ätzend. Wollte die nämlich eigentlich abonnieren. Die WAZ ist doch ne ganz schreckliche Zeitung. Find eigentlich nur noch die Bild schlimmer.
Ver.di GE brachte dazu ein Flugblatt heraus.
es ist in der tat ein jammer. es ist kaum zu glauben, was in deutschland, insbesondere in gelsenkirchen so einfach abgeschafft werden kann. was bleibt diesen menschen jetzt ? ausschließlich die waz, die ich persönlich selbst im abo habe. sie ist die (fast) die einzige zeitung, die im lokalteil über gelsenkirchen einigermaßen ausführlich schreibt. oftmals leider zu unkritisch und irgenwie planlos. objektivität hin und her,machmal habe ich das gefühl, die haben angst vor der stadt.
Ich habe das Glück bei uns vor Ort zwei Tageszeitungen mit Lokalteilen zu lesen – und es ist manchmal schon ein Unterschied was die WAZ berichtet ggü. dem was die RN daraus machen.
Vor allem wenn man von der „anderen Seite“ (also nicht als Leser, sondern als jemand, der auch Pressemitteilungen veröffentlicht) das betrachtet ist es manchmal sehr interessant zu sehen, wie das ganze bei den einzelnen Zeitungen umgesetzt wird.
Daher kann ich es nur als von Nachteil bezeichnen wenn diese natürliche Konkurrenz wegfällt – egal in welchem Ort.
Zeitungskrieg ist wohl die falsche Bezeichnung. Oder sieht irgendjemand eine Gegenwehr? Es ist ja nicht gerade so, dass der Bauer-Verlag nach Einstellung der Ruhr-Nachrichten seine Chance ergreift und die nun zeitungslos gewordenen RN-Abonnenten mit seiner Zeitung zu trösten versucht. Das Gegenteil ist der Fall. Obwohl man Gerüchten zufolge hört, dass nahezu 1.000 neue Abonnenten für die Buersche gewonnen werden konnten, wird die Zeitung „platt“ gemacht. Nicht durch einen feindlichen Angriff – durch die eigene Entscheidung des Verlegers Kurt Bauer!
Im Übrigen, die taz-Meldung ist richtig. Oberbürgermeister Baranowski hat von den Anwälten des Bauer-Verlages eine Aufforderung zum Widerruf und zur Unterlassung erhalten. Das hat er auch öffentlich so bestätigt, am 12. April bei einer Versammlung in Gelsenkirchen-Buer.
Ich wundere mich über das Schweigen der Presse zu diesem Vorgang. S. dazu Schweigen im Blätterwald.
Mocki
@Mocki:
„Krieg“ habe ich das wg. der Unterlassungserklärung genannt. Zeitungssterben wäre natürlich auch nicht falsch.
Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ) schließt mehrere Lokalredaktionen…
Am vergangenen Freitag mußte ich in der tageszeitung (taz) den Artikel WAZ baut ab lesen. Demnach schließt die wohl größte Zeitung im Ruhrgebiet, die Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ), sieben Lokalredaktionen.
Laut der taz betri…
Bürgerjournalismus, Abo-Sharing und andere Schreckgespenster des Ruhrgebiets…
In der Medienlandschaft des Ruhrgebiets tut sich was und ich bin fast geneigt zu sagen, mit Begriffen wie Bürgerjournalismus und Abo-Sharing bildet der Kohlenpott die Avantgarde des journalistischen Umbruches in Deutschland.
Im Duisburger Ortsteil H…
Naja, gegen das Internet haben die Zeitungen auch sehr zu kämpfen. Vielleicht sollten sie es gemeinsam tun…
[…] Schritt zu einem weiteren Ausdünnen der Medienvielfalt im Ruhrgebiet (vergleiche den Artikel Zeitungskrieg in Gelsenkirchen-Buer, in dem alle drei genannten Verlage auch auftauchen…) handelt, kann man jetzt noch nicht […]