Abgesoffen (Die Sturmflut – RTL)
Gestern und heute habe ich mir auf den RTL den großen Zweiteiler Die Sturmflut angeschaut:
Nun ja, durch diverse Vorabberichte „gewarnt“ wußte ich schon, dass man da nicht unbedingt auf ein durchdachtes Drehbuch und Realismus setzen muss – selbst die für das deutsche Privatfernsehen üblichen Action-Explosionsfeuerbälle konnten eingesetzt werden…
Ich sehe das ganze zwar nicht so eng wie der Exil-Hamburger Nico, aber liljan bringt es gut auf den Punkt:
Dass die Story an sich nicht sonderlich anspruchsvoll sein würde, war mir ja klar, aber dass ich bei quasi jeder Szene nach dem ersten Satz des meist sehr platten Dialogs schon wusste wie es weitergeht bzw. welche dramatischen Verwicklungen passieren würden (oder in der Vergangenheit passiert sind), mindert mein Zuschauer-Vergnügen doch sehr. Und dass man ausgerechnet Benno Führmann mit seinen maximal drei Gesichtsausdrücken ausgerechnet als Hauptfigur und Held engagiert hat, setzt allem noch die Krone auf.
Wobei ich jedoch der Meinung bin, dass man Schauspieler mit drei Gesichtsausdrücken loben sollte – beim Herrn der Ringe sieht man ja bei Frodo (Elijah Wood) eigentlich nur zwei verschiedene Mimiken. Und ich bin mir fast sicher, dass Benno „das Wasser war kalt“ Führmann es sogar auf mindestens vier verschiedene Varianten gebracht hat.
Was ich am interessantesten fand…
Am Sonntag lief direkt nach dem ersten Teil auf RTL eine Dokumentation zur Hamburger Sturmflut. Diese fand ich doch deutlich besser als den eigentlichen Film, auch wenn meiner Meinung nach das 3D-Modell von Hamburg-Wilhelmsburg (was wie eine Badewanne voll Wasser lief) ungefähr siebenmal zuviel gezeigt wurde. Schön fand ich den Auftritt von Helmut Schmidt (siehe Bild), dem damaligen Polizeisenator (anscheinend war der Titel Innensenator noch nicht bekannt) und späteren Bundeskanzler.
Faszinierend fand ich es, dass die Aussagen von Helmut Schmidt gleich zeigten, wo der Film sich nicht ganz an die Wahrheit hielt – schließlich erklärte Schmidt, dass er direkt selber zum Krisenstab gefahren sei (sinngemäß: „früher durfte man die Dienstwagen noch selber fahren“), während im Film ein Chauffeur dorthin brachte.
Außerdem habe ich durch den Film etwas von meiner Familie gelernt – ich wußte bis dato nicht, dass die Cousine meiner Mutter direkt von der damaligen Sturmflut (siehe den entsprechenden Wikipedia-Beitrag) betroffen war und – wie im Film der kleine Paul – ihr Sohn genau inmitten der Flutkatastrophe geboren wurde…
Resümee:
Nicht ganz so schlimm wie erwartet… man kontte sich schon ein wenig dabei unterhalten.
Deinen Eindruck kann ich nur bestätigen: die Dokumentation war deutlich besser als der Film. Allerdings glaube ich, dass sich das sowieso kaum vergleichen läßt. Ich habe zwar noch keinen gefunden, der meinte, dass der Film überragende Qualität gehabt hätte, aber es wird schon solche Leute geben.
Ich habe mich auch gefreut, meinen Lieblingsbundeskanzler im Fernsehen gesehen zu haben (ich weiß, das darf ich als Christdemokrat eigentlich gar nicht sagen. *g*).