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Jens Matheuszik — 27. Dezember 2005, 20:25 Uhr

Mitleid mit Merkel


Angela MerkelIch bin anscheinend in der großen Koalition angekommen… ich hatte zum ersten Mal Mitleid mit Angela Merkel!

Ich habe Angela Merkel nicht gewählt (wie auch – bin ja kein MdB), würde sie nicht wählen und hätte es für Deutschland besser gefunden, wenn Gerhard Schröder weiter Bundeskanzler geblieben wäre.
Dies ist jedoch aufgrund der Zahlen vom 18. September 2005 nicht mehr möglich und auch wenn Angela Merkel da wirklich haarscharf an einer Katastrophe vorbeigeschlittert ist (wenn die SPD nur 0,1 % mehr Stimmen als CDU und CSU zusammen gehabt hätte, wäre sie meiner Meinung nach noch am selben Abend entweder selber zurückgetreten oder aber zurückgetreten worden) – so muss man es akzeptieren, dass sie sie jetzt die Bundeskanzlerin derer rot-schwarzen, großen Koalition ist.

Früher lächelte ich gerne mal hämisch wenn ihr ein Mißgeschick widerfuhr – z.B. wenn ihre Partei“freunde“ sich irgendwie öffentlich äußerten. Wer Freunde wie Koch, Merz, Stoiber & Co. hat, der braucht ja keine Feinde mehr.

Doch jetzt zum ersten Mal hatte ich Mitleid mit Merkel – wie es dazu kam? Ganz einfach:

Akt 1
Das ist schon einige Tage her – es war direkt nach der WM-Auslosung in Leipzig Anfang des Monats (siehe Bild), die von der ARD übertragen wurde.

Hier wurde Merkel am Ende der Auslosung interviewt. Die Interviewerin – nun ja, wie sag bzw. schreib ich es nur – ist meiner Meinung nach doch sehr hoch erfreut über das Interview gewesen (nach dem Motto „Ich darf Merkel interviewen, yippieh!“) und strahlte wahrscheinlich deswegen eine Professionalität aus, die man durchaus als ausbaufähig bezeichnen könnte.

Sie fragte dann Merkel das übliche, doch noch während Merkel antworten wollte, wurde die Bundeskanzlerin quasi durch die Interviewerin selbst unterbrochen, so dass nur ein stoibereskes „Ähh!“ herauskam. Der Grund der Unterbrechung waren wohl irgendwelche sendetechnischen Probleme, da die Regie wohl der Interviewerin irgendwelche Worte ans Ohr schickten, die diese gar nicht erfreut aufnahm und mit (sinngemäß) „Aber wir hatten einen Uplink vereinbart“ zickig kommentierte, so dass es verständlich war, dass Merkel mit ihrer Antwort direkt nach der ersten Silbe stoppte.

Durch das Verhalten der Interviewerin stockte dann Merkel direkt nach der ersten Silbe und schwupps war die Schaltung wieder weg und man landete wieder im ARD-Studio. Einige Augenblicke später ging es dann wieder direkt zu Merkel und der Interviewerin und da merkte man, dass man ihr getrost zu Weihnachten einen Aufbaukurs „TV-Interviewführung“ hätte schenken können:

Ohne mit einem Wort auf die vorherige Panne einzugehen (man hätte da schöne Verknüpfungen finden können und sei es nur das profane „Jetzt sollte alles klappen, jetzt haben wir die Bundeskanzlerin wieder am Ball“) stellte sie stoisch genau die selbe Frage wie vorher.

So weit so gut …

Akt 2
Am nächsten morgen hörte ich auf der Fahrt zur Arbeit wie eigentlich üblich den Westdeutschen Rundfunk – genauer gesagt Eins Live. Dort wurde natürlich auch über das Leipziger Allerlei berichtet und dann sagte der Moderator sinngemäß:

„Auch die Bundeskanzlerin war in Leipzig und kluge Köpfe haben ihr vorher aufgeschrieben, was sie zu sagen hat und was sie von der Auslosung gerade für das deutsche Team hält.“

Daraufhin wurde dann das Ton-Schnipsel des Interviews eingespielt – die Frage der Interviewerin und dann nur das kurze „Ähh!“, welches in Wirklichkeit ja nicht an Merkel selbst lag. Natürlich machte man sich dann im Radio darüber lustig…

… und in diesem Moment empfand ich zum ersten Mal Mitleid mit Merkel!

PS: Vielleicht klingt es etwas besserwisserisch und arrogant wenn ich hier über die ARD-Interviewerin herziehe – aber ich denke wenn man zur besten Sendezeit im Fernsehen in der ARD die Bundeskanzlerin interviewt, dann sollte man etwas professioneller sein.
Ich kann natürlich nachvollziehen, dass man etwas nervös ist, wenn einem eine solche Person wie Merkel plötzlich vor der Nase steht, aber das sollte gerade jemand beim Fernsehen hinbekommen – ich schaff das ja auch mehr oder weniger. ;)
Ich weiß insofern wovon ich schreibe, als dass ich auch schon mal mit Bundespolitikern Interviews durchgeführt bzw. Diskussionen mit ihnen moderiert hatte – und da konnte ich mich sicherlich viel schlechter drauf vorbereiten als die ARD-Dame, da diese das sicherlich schon weitaus länger mit dem Interview mit Merkel wusste.


5 Kommentare »

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  1. (1) Kommentar von Nobbi @ 27. Dezember 2005, 21:09 Uhr

    Aber Jens, das ist doch Kokolores ;-). Mitleid mit der? *pfffffft* – nö. Aber immerhin habe ich das nicht verbloggt, das heißt auch schon was (weil ich mir das unsägliche Drumherum um die Auslosung nicht angetan habe) ;-).

    Auch die Bundeskanzlerin war in Leipzig und kluge Köpfe haben ihr vorher aufgeschrieben, was sie zu sagen hat und was sie von der Auslosung gerade für das deutsche Team hält.
    War das Bongard, Breuckmann, Erdenberger oder gar Steffi Neu? *gg* Würde ich allen zutrauen, wenn die auch nicht bei EinsLive sind ;-).

    aber ich denke wenn man zur besten Sendezeit im Fernsehen in der ARD die Bundeskanzlerin interviewt, dann sollte man etwas professioneller sein.
    Was erwartest Du denn eigentlich von einer Sportredaktion, deren Hauptsendung Sportschau schon lange nicht mehr journalistisch unabhängig berichten darf, sondern anscheinend den Gesetzmäßigkeiten des Großsponsoren mit dem Margenta-T folgen muss?

    Aber Mitleid mit Merkel? Nö. Wir akzeptieren das die nächsten 4 Jahre, aber auch nicht mehr als nötig hier rumheucheln, der Herr, bitte ;-)))). Aber vielleicht mache ich bei mir im Blog gleich mal – von Dir jetzt inspiriert – eine neue Rubrik „Kampa09“ auf und fange schonmal mit dem Bundestagswahlkampf an… *ggg*


  2. (2) Kommentar von Rayson @ 27. Dezember 2005, 22:18 Uhr

    Jens, schön, dass dir die Masche der ach so fortschrittlichen kulturellen Szene Deutschlands endlich auffällt. Ich kann mir deine Überraschung nur mit deiner offen geäußerten parteipolitischen und personellen Präferenz erklären, aber dass Merkel mit Sachen angegriffen wurde, die, wäre dies einer linken Kandidatin passiert, nur als Beispiel für den Machismo und die mangelnde Reife der Kritiker hätte dienen können, das war Anderen schon lange klar.


  3. (3) Kommentar von Thomas Vogt @ 27. Dezember 2005, 23:23 Uhr

    Wieso Mitleid? Das wird doch mit dem Schmerzensgeldanteil im Bundeskanzlerinnengehalt abgegolten ;)
    War doch sowieso nichts anderes zu erwarten. Du weisst doch, „Frauen und Fussball, zwei Welten treffen aufeinander“ (und jetzt nichts wie weg, bevor die AsF diesen Kommentar entdeckt)


  4. (4) Kommentar von Nobbi @ 27. Dezember 2005, 23:41 Uhr

    Thomas, damit bekommst Du die Höchststrafe: Einen Besuch bei Karin Junker *g*.


  5. (5) Kommentar von Jens @ 28. Dezember 2005, 18:38 Uhr

    @Nobbi: Also ich glaube es war Michael Imhoff. Und auch wenn ich von der werbedurchfluteten Sportschau nichts halte – etwas mehr Professionalität hätte ich der schon zugetraut.

    @Rayson: Wobei es bei dieser Angelegenheit meiner Meinung nach nicht um „Frau als Kanzlerin“ ging, sondern eher um das Thema „Frauen und Fußball“. Wobei die ja bekannterweise doch mehr davon verstehen – schließlich sind wir derzeit nur mit den Mädels Weltmeister! Meine – Dir nicht ganz unbekannte – politische Präferenz hat jedoch bei meinem Verhalten ggü. Merkel nichts geändert – auch als Mann hätte ich sie genau so behandelt.

    @Thomas: *grins*


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