Die Arroganz der Macht – Brockhaus vs. Wikipedia
SPIEGEL Online berichtete schon vor kurzem über eine Diskussion zwischen dem Wikipedia-Gründer Jimmy Wales und dem Vorsitzenden des Bibliographischen Institutes (den Brockhaus-Machern) Alexander Bob.
Interessanter ist jedoch dieser Beitrag im Blog von Mathias Schindler (der darauf verweist, dass der Text noch in Bearbeitung wäre, da die Dialogaufzeichnungen noch nicht mit einer Aufnahme abgeglichen werden konnten). Hier ein interessantes Zitat:
Frage: Wikipedia geht ja Kooperatioen mit Yahoo und Google ein. Plant Brockhaus auch so etwas?
In der jetzt kommenden Antwort kann man ein wenig schwelgen und kaffeesatzlesen, was Bob denn nun meint. Es fängt ganz harmlos an:
Natürlich sähe man es lieber, wenn auch Yahoo und Google die Brockhaus-Inhalte höher ranken würde. Aber dies sei eben nicht möglich, da diese Suchmaschinen eben nur Inhalte indexieren, die auch eben angezeigt werden (Am liebsten wäre mir hier ein “Ach� herausgerutscht. Was fällt diesen Suchmaschinen ein, ihre Kunden nicht auch auf Seiten zu schicken, bei denen man erst nach einer signifikanten Obolusentrichtung auf den Inhalt zugreifen kann?!)
Natürlich muss Bob auch darüber berichten, dass es mal einen Artikel in der Wikipedia gab, der 1:1 aus dem Brockhaus kopiert worden ist (aber nur wenige Stunden existierte) und natürlich verwies er auch auf den „Edit-War“ in Sachen Steinbrück/Rüttgers. Wenn ich da gewesen wäre, ich hätte einfach Habemus tractatum papam! gerufen…
Hmm ich steh bei der ganzen Sache eher auf der Seite von Wikipedia.. warum? Weil ich es sehr häufig nutze und es mir schon oft weitergeholfen hat. Und das völlig kostenlos! Da darf man dann auch mal ein gutes Ranking in den Suchmaschinen bekommen :)
Ich finde an dem Zitat so bezeichnend, dass der Brockhaus-Chef es anscheinend verwerflich findet, dass Wikipedia-Inhalte gute Suchresultate ergeben. Wenn ihn das so sehr stört: MediaWiki kann man sicherlich auch auf http://www.brockhaus.de aufsetzen – sollen sie halt es dann nicht unter die GNU-FDL packen, wenn sie nicht wollen…
Ich habe hier den kompletten Brockhaus meines Opas im Regal stehen – das sind fast zwei Meter – und habe mir selbst irgendwann den „Brockhaus Multimedial“ gekauft. Ich nutze beides. So wie ich auch Wikipedia nutze – mit dem Wissen, dass ich dort keine Qualitätsgarantie habe, weil ich nie wissen kann, wie fundiert ein Beitrag dort ist.
Der Brockhaus hat also sozusagen den Vorteil der verbürgten Qualität. Der Haken ist natürlich, dass die Geld in Form einer Redaktion und der Honorare für die Autoren kostet und man daher beim Bibliographischen Institut natürlich interessiert ist, seine Werke zu verkaufen.
Nun ist jedoch ein Grundpfeiler des Internet – nicht nur historisch gesehen – der kostenlose Transfer von Information. Das ist Philosophie, nein Ideologie des Internet. Nun ist es nur verpönt, nicht aber verboten, Inhalte im Netz auch zum Kauf anzubieten – dann muss man aber eben auch konsequent kommerziell denken.
Bedeutet: der Brockhaus kann nicht erwarten, dass kostenlose (!!) Suchmaschinen kostenpflichtiges (!!) Angebot vollständig indiziert und wiederum kostenlos (!!) dem Suchenden Ergebnisse der Brockhaus-Webseiten als erstes anbietet. Hätte Herr Bob vielleicht ganz gerne, klar. Geht so aber nicht. Wenn er professionell Kommerz mit Wissen betreiben will, muss er eben Google dafür bezahlen und „Sponsored Links“ kaufen. Das wäre Konsequent. Darüber würde sich niemand beschweren. Die Kosten dafür holt er sich ja eh bei seinem Kunden.
Irgendwie fühlt man sich wieder an Münteferings Heuschrecken erinnert…
Zu „Bedeutet: der Brockhaus kann nicht erwarten, dass kostenlose (!!) Suchmaschinen kostenpflichtiges (!!) Angebot vollständig indiziert und wiederum kostenlos (!!) dem Suchenden Ergebnisse der Brockhaus-Webseiten als erstes anbietet.“ von JC:
Ich hätte nichts dagegen, wenn Google auch die Inhalte der Brockhaus-Enzyklopädie indixiert — wenn dafür die Archivfunktion funktioniert, in der der indexierte Inhalt gespeichert ist … ;-)